Die Situation mutet absurd an. Draussen ist es seit Wochen hochsommerlich warm. Aber der Vorrat an Brennholz droht noch vor Herbstbeginn aufgebraucht zu sein. Die steigenden Rohstoffpreise und die prognostizierte Gasknappheit haben die Schweizer Bevölkerung in sommerliche Alarmbereitschaft versetzt.

Wer nun denkt, aus Bern kommen beschwichtigende Töne und die Aufforderung, die Nerven zu behalten, wird von Werner Luginbühl eines Besseren (beziehungsweise Schlechteren) belehrt. Der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ruft in einem Interview mit der NZZ am Sonntag die Bevölkerung auf, sich mit Brennholz und Kerzen einzudecken. Im schlimmsten Fall sei tatsächlich damit zu rechnen, dass es im nächsten Winter gebietsweise zu Stromabschaltungen komme. Da sei es sicher ratsam, genügend Kerzen im Haus zu haben. Und wer einen Holzofen besitze, solle genügend Brennholz kaufen, so Luginbühl.

Es mag eine romantische Vorstellung sein, dass wir den Winter bei Kerzenlicht und vor flackerndem Kaminfeuer verbringen. In Tat und Wahrheit ist dieses Szenario aber die Kapitulation in der Energiepolitik. Während Politiker noch immer von der Energiewende und der Netto-null-Lösung fabulieren und gleichzeitig darauf beharren, die Kernkraftwerke abzuschalten, droht schon im kommenden Winter das kollektive Lichterlöschen. Und Luginbühl liegt falsch: Mit Symptombekämpfung und Hamsterkäufen im Holzlager lässt sich dieses Problem sicher nicht lösen.