Es ist eine Geduldsübung, und oft steigt der Frust ins Unermessliche. Trotzdem darf man festhalten: Auch in der Schweiz sind erfreulicherweise langsam, aber sicher Stimmen wahrzunehmen, die zu einer differenzierten Analyse des Kriegs in der Ukraine bereit sind.

Ein solcher Exponent ist Martin Bäumle.

Der Ex-Präsident der Grünliberalen getraut sich in einem Interview mit CH Media, das eigentlich Offensichtliche auszusprechen: Erstens hätte der Krieg verhindert werden können, wenn die USA, die EU und die Ukraine nicht immer wieder einen Nato-Beitritt des osteuropäischen Landes auf die Agenda gesetzt hätten.

«Eine neutrale Ukraine ist der Ausweg», sagt der Kenner des Landes.

Zweitens müsse die Ukraine Kompromissbereitschaft zeigen, was Gebietsabtretungen betrifft. Und drittens – für die Schweiz am wichtigsten: Anstelle der fatalen Debatte über Waffenlieferungen solle sich die Eidgenossenschaft überlegen, was sie dazu beitragen könne, dass es zu einem Friedensabkommen komme.

Damit stellt der Zürcher auch seine eigene Partei in den Senkel, die alles in Bewegung setzt, damit Kriegsgerät aus hiesigen Beständen in diesem furchtbaren Gemetzel zum Einsatz kommt.

Man darf sich keine Illusionen machen. Noch entsprechen die Positionen von Bäumle alles andere als dem politischen Mainstream.

Aber es ist auf jeden Fall ein guter Anfang, der hoffentlich bald Schule macht.