Das Familienunternehmen Tschannen Metallbautechnik aus dem bernischen Ostermundigen ist mit seinen Dienstleistungen in weiten Teilen der Schweiz unterwegs, wobei die Firma auf sieben Lieferwagen abstellt. Vor nunmehr einem Jahr war man bereit, ins Abenteuer Elektromobilität zu investieren, in erster Linie aus Gründen der Nachhaltigkeit, aber auch aus Interesse an neuen Technologien, mit denen man Erfahrungen sammeln will. «Wir haben alle lieferbaren Produkte angeschaut und sie mit unseren Bedürfnissen abgeglichen», erklärt Jan Tschannen, Geschäftsführer des Familienbetriebes, den er gemeinsam mit seinen Brüdern Nico und Pitt seit zehn Jahren in dritter Generation führt.

Die Wahl fiel auf den ë-Jumpy, nicht weil die Tschannen AG schon mehrere Citroën besass, sondern weil der ë-Jumpy einer der wenigen Elektrolieferwagen war, der für den Anhängerbetrieb vorgesehen war und mit einer Tonne Anhängelast aufwarten konnte. «Praktisch keiner der E-Lieferwagen der Mitbewerber war auf Anhängerbetrieb ausgelegt», sagt Jan Tschannen heute. Zudem war bei den meisten Mitbewerbern die Nutzlast zu gering. «Wir führen rund eine halbe Tonne Werkzeug mit, da spielt eine Nutzlast von einer Tonne und mehr eine wesentliche Rolle.» Noch ein Punkt, der für den Citroën spricht, ist der Umstand, dass er ohne viel Elektronikschnickschnack erhältlich ist: «So verliert sich der Handwerker nicht in komplizierten Gadgets.»

Nicht zu viel versprochen

Als Zielreichweite im Realbetrieb ging man bei der Tschannen AG von 200 Kilometern aus. «Der ë-Jumpy versprach mit der 75-kWh-Batterie eine Normreichweite von 330 Kilometern, sodass wir davon ausgehen konnten, die anvisierten 200 Kilometer in jeder Situation geboten zu erhalten.» Damals konnte die Elektroversion des Jumpy zwar bestellt werden, da aber noch keine Fahrzeuge in der Schweiz waren, gab es vorgängig zum Kauf keine Möglichkeit zur Testfahrt.

«Praktisch keiner der E-Lieferwagen der Mitbewerber war auf Anhängerbetrieb ausgelegt.»

Heute weiss Jan Tschannen, dass die Verantwortlichen bei Citroën keine zu grossen Versprechungen gemacht haben: «Wir fahren selbst mit Anhänger bis Zürich, geben der Batterie dort an einem Fastcharger einen Boost und kehren anschliessend locker in die Region Bern zurück.» Doch im Schnitt betrage der Rayon des ë-Jumpy täglich lediglich hundert Kilometer, manchmal mit Anhänger, manchmal ohne.

Eingesetzt wird der Wagen für alle Aufgaben, die im Familienbetrieb anfallen, sei das als Pikettwagen, für Serviceaufgaben, zu Materialauslieferungen oder für den Baustelleneinsatz. Dabei fuhr man mit dem Fahrzeug bis Genf, Visp, in den Jura, nach Luzern oder nach Basel. Zudem rechnet Tschannen trotz anfänglicher Zusatzinvestitionen nicht damit, dass der ë-Jumpy gesamthaft gesehen teurer ist als ein Diesellieferwagen. «Unsere Kalkulationen zeigten, dass die Gesamtkosten, trotz rund 12 000 Franken Mehrpreis bei der Anschaffung, durch die Energiekosten (Red.: Strom statt Diesel), Steuervergünstigungen und die massiv reduzierten Unterhaltskosten über die Lebensdauer günstiger ausfallen.» Dabei fällt ins Gewicht, dass man bei der Tschannen AG in eine eigene Ladeinfrastruktur investiert hat und dadurch das Fahrzeug zu 90 Prozent mit Firmenstrom laden kann.

Am Hauptstandort in Ostermundigen sind drei, und an den beiden Aussenstandorten je zwei Ladestationen mit maximal 22 kW Ladeleistung eingerichtet. Damit ist die Basis für künftige Elektrofahrzeuge gelegt, und die Firma bietet Mitarbeitenden mit Elektromobilen die Möglichkeit, ihr privates Fahrzeug auf der Arbeit zu laden. «Wir haben festgestellt, dass bei den Ladestationen viel Mist auf dem Markt ist. Wir haben eine eher teurere Version gewählt», erklärt Tschannen. Die Stationen der norwegischen Firma Zaptec sind bereits mit zukunftsträchtiger, intelligenter Technologie ausgerüstet, die neben Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Fahrzeug sogar die Rückspeisung ins Netz ermöglichen würden.

Fahrspass garantiert

Jan Tschannen ist gerne mit dem ë-Jumpy unterwegs. «Mit seinem sehr niedrigen Schwerpunkt dank der im Fahrzeugboden platzierten Batterie fährt er sich beinahe wie ein Sportwagen.» Zudem ist der Elektromotor kein Kind von Traurigkeit und setzt einen zurückhaltenden Gasfuss voraus, damit die Räder nicht zu oft durchdrehen. Auch kann sich Tschannen dem positiven Effekt nicht entziehen, wenn Passanten in der Innenstadt erfreut feststellen, dass kein alter Diesel daherkommt, sondern ein flüsterleiser E-Transporter. Positiv bewertet Tschannen auch die Energierückgewinnung bei Bergabfahrt. Als Beispiel nennt er eine Auslieferung von Material nach Les Diablerets. Oben angekommen, stand die Batterie bei noch gut 30 Prozent, und nach der anschliessenden Rückfahrt durchs Simmental bis Thun war der Batteriestand unverändert. «Da verliert man jegliche Reichweitenangst.»

Seither hat Jan Tschannen auch seinen Fahrstil etwas angepasst. «Wenn ich eine längere Fahrt vor mir habe, gehe ich es etwas gemächlicher an und fahre vielleicht nur 100 km/h schnell.» Er bestätigt auch, dass bei tieferen Temperaturen die Batterie mehr gefordert ist und die Reichweite sich um 20 bis 30 Prozent verringert. «Aber damit können wir gut umgehen», sagt Tschannen

Nicht zuletzt bestärkt durch die positiven Erfahrungen nach rund 23 000 Kilometern mit dem Citroën ë-Jumpy, sieht Jan Tschannen in der Elektromobilität durchaus eine zukunftsträchtige Lösung. «Ich denke, dass vor allem in der Kategorie der mittleren Lieferwagen, wie dem ë-Jumpy, die Elektromobilität verstärkt ein Thema wird.» Das trifft auch für Folgeanschaffungen zu, denn bei sieben Lieferwagen reduziert sich der CO2-Ausstoss des Fuhrparks mit jedem Elektrofahrzeug auf einen Schlag um einen Siebtel.