Jetzt, da die Temperaturen sinken, die Strassen oft kalt-nass sind und die geschmeidigen Sommerreifen den griffigeren Wintergummis weichen müssen, ist ein guter Moment, um sich nochmals an die schönsten schnellen Kurven dieses Sportwagenjahres zu erinnern. Zu meinen Highlights gehören zum Beispiel der Mercedes-AMG GT Black Series, der Lamborghini Aventador Ultimae, der BMW M4 CSL und der Porsche 718 Cayman GT4 RS, mit dem ich im Spätsommer ein paar Tage durchs Land donnern durfte.

Tatsächlich ist der leichte Sportwagen mit lediglich 1415 Kilogramm Leergewicht – vollgetankt! – in keinerlei Hinsicht eine leise Erscheinung. Alleine schon der mächtige Spoiler mit «Schwanenhals»-Befestigung und das optional erhältliche Weissach-Paket mit Sichtkarbonelementen machen den GT4 RS auf den ersten Blick nicht gerade zum Symbol vornehmer Zurückhaltung. Und so kompromisslos, wie das Auto auf Leichtbau und möglichst viel Antrieb getrimmt ist, klingt es auch.

Der Mittelmotor in traditioneller Sechzylinder-Boxerbauweise sitzt so unmittelbar hinter den beiden Sitzen, dass man ihn tatsächlich atmen und arbeiten hört. Das nüchtern-funktionale Cockpit ist sicher nicht der Ort, um in Ruhe Telefongespräche zu führen. Um das akustische – und gleichzeitig sportliche – Potenzial des Sportwagens zu entfesseln, muss man allerdings im Wortsinn richtig Gas geben. Erst wenn das freisaugende und hochdrehende Aggregat mindestens 4000 bis 5000 Kurbelwellenumdrehungen pro Minute erreicht, wird es so unbeschwert laut, dass es sich anfühlt, als würde man mitten in einer Gewitterwolke beschleunigen. In solchen Momenten befreit einen der Porsche von allen Konventionen, und das Leben wird auf das an sich unerhebliche, aber anregende Vergnügen der Beschleunigung reduziert.

Zwar kann der Cayman GT4 RS bis zu 315 km/h erreichen, aber schnell geradeaus zu fahren, ist nicht die Idee, welche dem 500-PS-Auto zugrunde liegt. Ein Porsche 911 Carrera 4S mit 50 PS weniger ist in 3,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, der Cayman mit Heckantrieb braucht dafür eine Zehntelsekunde mehr. Das ist in den meisten Szenarien, in denen dieses Auto bewegt wird, natürlich völlig irrelevant und soll nur als Beispiel der Zielbestimmung des GT4 RS dienen.

Der Cayman wurde als Kurvengott geplant, entwickelt und gebaut. Wenn ich mich an die Landstrassen im Zürcher Oberland erinnere, über die ich morgens mit dem handlichen Sportwagen gefahren bin, ist es mit etwas zeitlicher Distanz wie ein schöner, schneller Sommertraum. Die Kurven, die man mit dem Porsche 718 Cayman GT4 RS gefahren ist, prägen sich ins Gedächtnis ein wie schwarzer Gummiabrieb auf dem Asphalt.

Porsche 718 Cayman GT4 RS

Motor/Antrieb: Sechszylinder-Boxer-Saugmotor, Heckantrieb, 7-Gang-PDK; Hubraum: 3996 ccm; Leistung: 500 PS (368 kW); max. Drehmoment: 450 Nm / 6750 U/min; Beschleunigung (0–100 km/h): 3,4 sec; Höchstgeschwindigkeit: 315 km/h; Verbrauch (WLTP): 13,2 l / 100 km; Preis: Fr. 176 900.–; Testwagen: 210 790.–