Der neue Tachograf kennt den Grenzübertritt
Seit dem 21. August ist in der Schweiz und in der EU bei neuen Lastwagen und Bussen die zweite Generation des intelligenten Fahrtenschreibers Vorschrift, die deutlich mehr Funktionen aufweist. Unter anderem erkennt sie dank GPS-Anbindung einen Grenzübertritt automatisch, was im Kampf gegen Kabotage Betrügereien erschwert. Dazu musste zuletzt bei einem Grenzübertritt im Tachografen sofort das neue Land manuell eingegeben werden. Die automatische Erfassung erschwert nicht nur Schummeleien, sondern ist auch eine Erleichterung für den Chauffeur, der an der Grenze nun ohne Geräteeingabe weiterfahren kann. Der neue Tachograf ist im Binnenverkehr nicht vorgeschrieben und muss auch nicht nachgerüstet werden. In grenzüberschreitend benutzten Fahrzeugen hingegen müssen alte Fahrtenschreiber bis Anfang 2025 umgerüstet werden.
Bewegung beim Wasserstoff-Verbrennungsmotor
Lange Zeit war es ruhig in Sachen Wasserstoff-Verbrennungsmotor, jetzt hat sich der Wind gedreht. Zuletzt hat sich Zulieferer Mahle dazu bekannt: «Wasserstoff im Verbrennungsmotor ist ein wichtiger Hebel zur Dekarbonisierung. Er hat das Potenzial, viele Nutzfahrzeuge besonders schnell klimaneutral zu machen», sagte Mahle-CEO Arnd Franz im Sommer. Kurz davor war es bei Daimler Truck zu einer Kehrtwende gekommen und die bislang kategorische Ablehnung wurde fallengelassen. CEO Martin Daum liess dazu verlauten, dass Wasserstoff neben dem bisher favorisierten Brennstoffzellenantrieb auch für den Verbrennungsmotor eine wichtige Rolle spielen werde. Mahle bringt bald erste H2-Verbrenner in Bau- und Landmaschinen zum Einsatz.
Kvyreen 80 – stromnetzunabhängiger Fastcharger
Der Kvyreen 80 (sprich: «quirin») ist ein mobiler Fastcharger, der stromnetzunabhängig ist und den Ladestrom mittels eigener Wasserstoff-Brennstoffzelle generiert. Er wurde von H2 Energy in Zürich entwickelt und serienreif gemacht. Kvyreen bietet sich dort als Übergangslösung an, wo Versorgungsengpässe im lokalen Stromnetz eine Ladestation verunmöglichen. Das Ganze ist als Plattform aufgebaut, welche künftige Nutzungen (z. B. in Baustellenfahrzeugen oder auf Schiffen) erleichtern soll. Doch vorerst wird Kvyreen als DC-Ladestation vermarktet, mit einer Toyota-Brennstoffzelle, einem DC/DC-Schnelllademodul und einer kleinen internen Batterie für die Stromversorgung der Steuerung. Die Ladeleistung beträgt 80 kW (eine Brennstoffzelle) oder 160 kW (zwei Brennstoffzellen), die Ladespannung 800 Volt. Der Wasserstoff wird via externe Tanks (Hydrospider-Container) oder Pipeline zugeführt. https://h2energy.ch/kvyreen.
Viertes E-Truck-Werk von Volvo Trucks
Die Volvo Group ist mit ihren Marken Volvo Trucks und Renault Trucks Vorreiter in Sachen Elektro-LKW. 2020 wurde im Werk Blainville-sur-Orne in der Normandie erstmals mit der Serienproduktion von E-Lastwagen begonnen. Dabei handelte es sich um Fahrzeuge der mittelschweren Klasse (Volvo sowie Renault Trucks) für den städtischen Verteilerverkehr und für die Abfallentsorgung. Inzwischen produziert die Volvo Group an vier Standorten E-LKW, wobei Mitte September zuletzt im belgischen Werk in Gent der Startschuss für schwere E-Trucks gegeben wurde. Davor war im Jahr 2020 in New River Valley das Werk für den amerikanischen Elektro-LKW in Betrieb gegangen, und letztes Jahr begannen in Tuve (SWE) die ersten schweren Elektrolastwagen vom Serienband zu rollen.
EuroNCAP will auch LKW beurteilen
Seit 25 Jahren bietet EuroNCAP eine sicherheitsbezogene Kaufhilfe beim Auto und seit 2020 auch bei Lieferwagen an. Nun hat EuroNCAP angekündigt, auch die LKW-Sicherheit zu thematisieren. Da sich die Unfallfolgen beim Lastwagen je nach Einsatz komplett anders darstellen, plant EuroNCAP, die Beurteilung gezielt darauf auszurichten. Für den Stadteinsatz stehen Massnahmen zum Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer im Fokus (67 Prozent aller Todesfolgen bei LKW-Unfällen entfallen in Stadt und Agglo auf Velofahrer und Fussgänger). Im Überlandverkehr soll der Schutz der Autoinsassen im Frontal-Crash gewertet werden (59 Prozent aller Todesfolgen bei Überlandunfällen). Da beim LKW Sicherheitsmassnahmen bislang kaum kaufentscheidend waren, denkt EuroNCAP an Begleitmassnahmen in der Gesetzgebung und sucht deshalb regionale Akteure, welche mit Zufahrtsbeschränkungen, Restriktionen in der öffentlichen Auftragsvergabe sowie Anreizsystemen die Sicherheitsausrüstung von LKW vorantreiben würden.
Wasserstoff tanken auf der Autobahn
Mit der Eröffnung Mitte Jahr der Wasserstofftankstelle von Socar am Grauholz (BE) wurde nicht nur die fünfzehnte derartige Tankstelle in der Schweiz in Betrieb genommen (inzwischen gibt es 16 Stationen zwischen Bodensee und Genfersee), sondern auch die erste, die direkt an der Autobahn gelegen ist. Sie ist sowohl für LKW (350 bar) als auch für PW (700 bar) ausgelegt. Die neue Anlage steht auf der A1-Raststätte Grauholz Süd, in Fahrtrichtung Zürich; doch da am Grauholz ein Übergang über die Autobahn besteht, haben auch die Fahrzeuge in Richtung Bern direkten Zugang zur H2-Zapfsäule. Diese kann täglich bis 600 Kilo Wasserstoff bereitstellen.
Bis ins Jahr 2030 soll sich der europäische Markt der Elektro-Vans verdreifachen.
Bald ein neuer E-Van-Hersteller
Bis ins Jahr 2030 wird damit gerechnet, dass sich der europäische Markt der Elektro-Vans verdreifachen wird, was als enorme Chance für brandneue Lieferwagenangebote gesehen wird. Nun wollen drei sehr unterschiedliche Player gemeinsam das neue Feld bespielen: die Renault Group (Renault, Dacia, Alpine, Mobilize), die Volvo Group (Volvo Trucks, Renault Trucks, Volvo Buses, Volvo Penta usw.) und der Logistikkonzern CMA CGM (Meer-, Land- und Lufttransporte sowie Logistiklösungen). Geplant ist eine neue Generation von E-Vans, inklusive dazugehörender Dienstleistungen. Renault und Volvo wollen im Frühjahr 2024 gemeinsam eine neue Firma in Frankreich gründen und Investitionen von je 300 Millionen Euro über die kommenden drei Jahre tätigen. CMA CGM möchte der neuen Firma ebenfalls beitreten und weitere 120 Millionen Euro investieren. Produktionsstart der Fahrzeuge mit Skateboard-Plattform und 800-Volt-Technologie ist 2026. Sie bieten eine hohe, kostengünstige Modularität für unterschiedliche Batteriegrössen und Aufbauten. Renault bringt sein E-Lieferwagen-Know-how ein, Volvo sein globales Servicenetzwerk und seine Erfahrung in den Themen uptime und Produktivitätsdienste. CMA CGM unterstützt als globaler Logistiker bei der Entwicklung der Dienstleistungen.
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