1 _ Die Linksfahrer. Auf Schweizer Strassen gilt das Rechtsfahrgebot. Es bedeutet, dass grundsätzlich auf der rechten Seite zu fahren ist und auf Autobahnen nur zum Überholen die linke Spur benutzt werden soll. Die Realität sieht in den meisten Momenten des Tages anders aus, beide Spuren sind gut benutzt. Aber mittags oder nach Ende des Feierabendverkehrs, wenn sich die Reihen gelichtet haben und man etwas Tempo aufnehmen könnte, fährt man beim Überholen gerne auf einen Verkehrsteilnehmer auf, der sich mit 110 km/h auf der linken Spur festgefahren hat und entweder vergessen hat, wieder nach rechts zu rücken, oder Angst vor dem Spurwechsel hat. Wie im richtigen Leben gilt es allerdings sich vor jenen Leuten in Acht zu nehmen, die sich für keine Seite entscheiden können und deshalb bei dreispurigen Autobahnen und gemächlicher Fahrt die mittlere Spur wählen und gefährliche Überholmanöver provozieren – von ganz rechts nach links und wieder zurück.
2 _ Die Drängler. Routinierten Autofahrern sind die Stellen bekannt, wo sich beispielsweise die A1 ausnahmsweise – und nur für kurze Zeit – auf drei Spuren ausdehnt, sich aber nach wenigen hundert Metern wieder verengt. Hier greifen gerne jene Autofahrer an, die schnell noch zwei, drei Plätze gutmachen wollen, als handle es sich um ein Rennen, bei dem jede Hundertstelsekunde über einen Podestplatz entscheiden könnte. Als Autofahrer macht man gerne den Fehler, alle anderen Verkehrsteilnehmer für weniger gut qualifiziert als sich selbst zu halten, was rein nach den Gesetzen der Logik nicht aufgehen kann. Aber bei der Reissverschlussproblematik gilt festzuhalten, dass das Vordrängen in der Gesamtrechnung ebenso wenig Sinn ergibt wie sich überholende Lastwagen. Auf der Zeitachse einer Fahrt über mehrere Dutzend Kilometer resultiert aus solchen Manövern kein Gewinn an Zeit. Stauforscher haben hingegen belegt, dass die Grundursache für einen plötzlich auftretenden Phantomstau eine Überreaktion beim Bremsen vorausfahrender Fahrzeuge ist, die zu einer Kettenreaktion führt.
3 _ Der Velorowdy. Es klingt zunächst nach einem zu oft bemühten Klischee, aber vor Zweiradfahrern müssen sich Autofahrer (und Fussgänger) in Städten tatsächlich fürchten und/oder in Acht nehmen. Meine Theorie ist, dass viele Velofahrer grundlegende Gesetze des Strassenverkehrs nicht beherrschen, weil sie entweder nie einen Führerausweis erworben haben oder – noch schlimmer – sich aus moralischer Überlegenheit nicht zur Einhaltung von Regeln verpflichtet fühlen. Dazu gehören etwa das Anpassen der Geschwindigkeit an die Verhältnisse oder das Beachten relativ simpler Vortrittsregeln. Es ist mir als Autofahrer in Zürich mehrfach passiert, dass nur meine Vollbremsung eine Kollision mit einem Velofahrer verhinderte, der ein Rotlicht missachtet hatte. Denn wer als Autofahrer versucht, das Recht des Stärkeren durchzusetzen, gehört zur gefährlichsten Kategorie auf den Strassen überhaupt.
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