Es ist ein wiederkehrendes Ritual, dass Automobilhersteller auf Messen aufregende Studien präsentieren, die weitherum gezeigt und gelobt werden. Das von der Studie abgeleitete Serienmodell sieht dann in aller Regel sehr viel konventioneller aus. Die Designer von Audi beispielsweise haben 2023 den Activesphere vorgestellt, ein wandelbares Pick-up-Fahrzeug, bei dem auf Knopfdruck eine Ladefläche erscheint und das Cockpit aussieht wie eine Mischung aus Raumschiff und Game-Konsole. Ein ebenso gewagtes wie gelungenes Konzept, das man sich sofort auf den Strassen zu sehen wünscht.
Ob es allerdings jemals ein solches Auto geben wird, steht gewissermassen in den Sternen. Bei Tesla hingegen gibt sich der zu Hyperaktivität neigende Firmenmitinhaber Elon Musk mit schönen Konzepten nicht zufrieden. In der lesenswerten Biografie «Wie Elon Musk die Welt verändert» von Ashlee Vance heisst es: «Musk hatte etwas erreicht, was die anderen Autohersteller versäumt hatten oder nicht schaffen konnten. Er hatte Tesla zum Ausdruck eines Lebensstils gemacht. Das Unternehmen verkaufte nicht einfach Autos. Es verkaufte ein Image, ein Gefühl, an der Zukunft teilzuhaben, und eine Beziehung.»
Dass dies zutrifft, ist schon daran zu erkennen, dass Tesla-Besitzer ein fast schon religiöses Verhältnis zu ihren Autos haben. Dabei sind Model S oder 3 eher brav gezeichnete Fahrzeuge, das walfischartige Model X ist nicht einmal ein besonders erhebender Anblick. Das hat sich mit dem Cybertruck radikal geändert. Das Pick-up-Modell sieht aus wie eine eher entrückte Erscheinung aus einem kommenden Zeitalter. «Sein Design sieht aus, als wäre er entweder von einem Schuljungen entworfen worden, der nur mit einem Lineal bewaffnet war und keine Ahnung hatte, wie ein Lastwagen aussehen sollte, oder es sollte das nächste Batmobil werden», schreibt Gary Marlowe in Medium.
Etwas Zukunft
Es heisst, das Design des Cybertruck sei tatsächlich von kindlichen Vorstellungen geprägt. Im Hinblick auf die Erscheinungsformen von Elektroautos soll einer von Elon Musks Söhnen seinen Vater gefragt haben, warum die Zukunft nicht wie die Zukunft aussehe. Das Ergebnis ist nun ein Auto, das der «wahre Tony Stark» (Forbes Magazine) als radikales Symbol unserer Zeit hat entwerfen lassen. Ob es je auf Schweizer Strassen zu sehen sein wird, ist allerdings ziemlich offen, weil die Zulassungskriterien nicht erfüllt werden können, wie es heisst. Elon Musk hat es aber dennoch geschafft, dass selbst in Europa der Cybertruck breit diskutiert wird. Vielleicht, weil man damit tatsächlich an der Zukunft teilhaben kann.
Tesla Cybertruck «Cyberbeast»
Motor/Antrieb: 3 Elektromotoren, Allradsystem; Leistung: 630 kW / 857 PS; Hochvoltspeicher: 123 kWh (Lithium-Ionen); Reichweite: 515 km (WLTP); Verbrauch (WLTP): 22,2—23,6 kWh / 100 km; Beschleunigung (0–100 km/h): 2,7 sec; Höchstgeschwindigkeit: 209 km/h; Preis: 96 390 Dollar
Die Kommentare auf weltwoche.ch/weltwoche.de sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels, an Protagonisten des Zeitgeschehens oder an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Wählen Sie im Zweifelsfall den subtileren Ausdruck.
Unzulässig sind:
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Prüfer sind bemüht, die Beurteilung mit Augenmass und gesundem Menschenverstand vorzunehmen.
Die Online-Redaktion behält sich vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Wir bitten Sie zu beachten, dass Kommentarprüfung keine exakte Wissenschaft ist und es auch zu Fehlentscheidungen kommen kann. Es besteht jedoch grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Über einzelne nicht-veröffentlichte Kommentare kann keine Korrespondenz geführt werden. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.