Wettbewerb belebt das Geschäft. Und manchmal auch die Demokratie.

Während der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland vom Bundesverfassungsgericht als «Säule der Demokratie» für unverzichtbar erklärt wird, sind es gerade jene viel kleineren, gern abschätzig als «alternative Medien» beiseite geschobenen Redaktionen, die in letzter Zeit beachtlich zur Wahrheitsfindung beigetragen haben.

Es war die vor Jahren noch als «unberührbar» geltende Junge Freiheit (JF), die dieser Tage darüber berichtete, dass eine 16-jährige Schülerin in Mecklenburg-Vorpommern wegen AfD-naher Schlumpf-Postings («die Schlümpfe sind blau, Deutschland auch») von der Polizei eine «Gefährderansprache» erhielt. Wir von Nius haben exklusiv mit ihr gesprochen.

Es war das kleine Privat-«Kollektiv» von Apollo News, das die Meldung vom Bayerischen Rundfunk (BR), in der AfD-Bundestagsfraktion würden mehr als einhundert Rechtsextremisten als Mitarbeiter beschäftigt, nicht einfach so hinnahm, sondern wissen wollte, wie man denn zu diesem Befund gekommen sei. Und siehe da: Die Toprechercheure des BR hatten einfach alle Mitarbeiter aus AfD-Landesverbänden, die der Verfassungsschutz als «gesichert rechtsextrem» einstuft, und Mitglieder der Jungen Alternative, die ebenfalls im Visier des Verfassungsschutzes ist, als «Rechtsextremisten» etikettiert und eine hübsche Meldung daraus gebastelt.

Motto: Kennste einen, kennste alle. Wer von dort kommt, ist ein Extremist, und der Bundestag mithin ein Tummelplatz derselben.

Es waren Tichys Einblick, Nius, JF und etliche andere kleine Medien, die die vermeintlichen Enthüllungen des Recherche-Kollektivs Correctiv hinterfragten, minutiös nachrecherchierten, Teilnehmer kontaktierten und den Schwindel hinter der vermeintlichen «Wannseekonferenz 2.0» enthüllten.

Nicht dass bei all diesen Geschichten die deutschen Kioske gewackelt hätten, wie man ehedem im Zeitungs-Zeitalter gesagt hätte. Auch die öffentlichen Nachrichten korrigierten ihre Berichte über das Potsdam-Treffen nicht. Aber wer es wissen wollte, konnte es immerhin wissen. Produktiver Zweifel und Recherchedruck mal in die andere Richtung tun der inzwischen von Argwohn und Misstrauen vermuteter oder tatsächlicher Staatsnähe gebeutelten Branche mehr als gut.

Um auch mal eine gute Nachricht zu bringen: Demokratie und Wettbewerb leben noch. Engagement und gesunder Zweifel sind noch nicht Gleichschritt und Resignation gewichen.

Oder um es mit George Orwell zu sagen: «Journalismus ist, zu drucken, was andere nicht gedruckt haben wollen. Alles andere ist Propaganda.»

Punkt.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "AfD-Schlümpfe, Correctiv-Recherche, «Rechtsextreme» im Bundestag: Wie kleine «alternative Medien» in letzter Zeit vermeintliche Skandale korrigierten und zur Wahrheitsfindung beitrugen"
  • Peter Hasler

    Die Demokratie mag noch leben, aber wenn man sieht, mit welchen Mitteln die DE-Staatsmedien versuchen AUF1 fertig zu machen, dann kommt man zum Schluss: die Demokratie lebt zwar, funkioniert aber nicht (mehr)...

  • Alpensturm1776

    Genau, die sogenannt "alternative Medien" sind die eigentlichen Medien geworden. Und fast alle posten auf x.com.

  • Senecia

    AUF1 und HOCH2, habt ihr bei euren Aufzählungen noch vergessen. Hoch2 operiert immerhin aus Niederbipp, Kanton Bern! Ueli Maurer war auch schon Interview-Gast dort. Auch mehrmals Philipp Kruse, den ihr bis Heute verschmäht habt.