Dmitri Medwedew, von 2008 bis 2012 russischer Präsident, lange Zeit als liberal verehrt und als Verehrer westlicher Gadgets (iPhone, Playstation) in aller Munde, sprüht antiwestlichen Hass, als ob es kein Morgen gäbe.

Ohne genau anzugeben, wen, schrieb er vor wenigen Tagen in seinem Telegram-Kanal: «Ich hasse sie. Sie sind Missgeburten und Abartige. Sie wollen unseren Tod, den Tod Russlands. Und solange ich lebe, werde ich alles tun, damit sie verschwinden.»

Ein Mann, ein Wort. Aber steht es in Medwedews Macht, die westlichen Russland-Feinde verschwinden zu lassen?

Der Kreml-Kritiker Mark Fejgin sieht einen ganz anderen Vektor am Werk. Seine Interpretation: Medwedew versucht verzweifelt, das Image des liberalen Pro-Westlers abzuschütteln. Damit wolle er sich den nationalistischen Falken andienen, deren Druck auf Putin von Tag zu Tag stärker wird. Sie wollen die General-Mobilmachung, mehr Angriff, mehr Krieg.

Natürlich wird Medwedew von niemandem in Moskau ernst genommen. Als Thron-Prätendent hat er ausgedient.

Seine irren Tweets verraten aber einiges über die Stimmung im Land. Wer beschwichtigt und zu realistischer Vernunft auffordert, hat schon verloren.

Der Westen und Russland stehen sich da in nichts nach. Den deutschen Russland-Verstehern droht das Todesurteil «Appeaser», der zum Verständnis aufrufende Russe wird mit dem Verdikt «Verräter» belegt.

An Toxizität kommt das eine dem anderen gleich.