Putin hat die Eskalation vermieden.

Keine Generalmobilmachung, keine Kriegserklärung.

Er setzt darauf, den Ukraine-Krieg im Rahmen einer «speziellen Militäroperation» siegreich zu Ende zu bringen. Doch je weniger realistisch das erscheint, desto deutlicher wird die Stossrichtung des ganzen Unterfangens.

Es geht nicht um die Ukraine, es geht gegen den Westen. Präventiv und im Namen der russischen Geschichte seit Alexander Newski. 1812 und 1941 sind nur Wegmarken.

Der «andere Charakter», den Putin für sein Volk in Anspruch nimmt, legitimiert jeden Krieg gegen das liberal-individualistische Prinzip und die es vertretenden Mächte.
Man muss in die Tiefen weltanschaulicher Verwurzelung hinabsteigen, um diesen Mann zu verstehen.

Seine Mission ist, sich der angelsächsischen Hegemonie entgegenzustellen – einen Raum zu schaffen und zu verteidigen, in dem nichtwestliche Werte dominieren.
Sein Angriffskrieg in der Ukraine ist erklärungsbedürftig, doch sein Hass auf den hochmütigen Westen ist es nicht. Es ist ein Hass, den weltweit viele spüren.
Die Russen preschen vor, waghalsig und selbstvergessen. Auch wenn sie verlieren, wenn ihnen am Ende nur die Krim verbleibt, wenn die Ukraine der Nato oder den Polen anheimfällt – alea iacta est.

Putins Strategie der De-Europäisierung wirft Russland (und Europa) in ein neues Zeitalter hinein.