Wer heute Vorbesichtigungen in den Schweizer Auktionshäusern besucht, muss leider feststellen, dass viele unserer Kulturgüter, angefangen bei Möbeln bis zu Gemälden, Skulpturen, von Silberwaren, Teppichen bis zu antiken Sammelstücken aller Art zu Preisen verhökert werden, die oft weit unter den einstmaligen Kaufpreisen liegen.

Über den Wert von Kunst- und Kulturwerken kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Die Kaufpreise sind nicht in Stein gemeisselte Werte. Aber die heutige Wegwerfgesellschaft schätzt unser kulturelles Erbe viel zu wenig. Diese Tatsache beklagen auch Auktionshäuser. Handwerkliches Können oder fantasievolle Kunstwerke werden durch Kunststoffartikel aus Massenproduktion oder anderen Deko-Müll ersetzt.

Es kam zwar auch schon früher vor, dass Werke von Künstlern, die zu ihrer Zeit als Superstars verehrt wurden und später in Vergessenheit gerieten, letztlich auf der Müllkippe endeten. Aber das Tempo, mit dem Schweizer Kulturgüter heute verschwinden, ist doch beängstigend.

Einige Auktionshäuser beklagen deshalb zu Recht, dass der Schweizer Kulturgütermarkt an einem kritischen Punkt angekommen ist. Noch 2013 gab es in der Schweiz rund 1500 Kunsthändler und 65 Auktionshäuser. Heute existieren gemäss dem Auktionshaus-Verzeichnis von Artnet noch 19 Auktionshäuser.

Jedes verschwundene Kunst- oder Antiquitätenobjekt bedeutet auch einen Verlust unserer Geschichte. Dass ein Teil der heutigen Generation unsere Geschichte «canceln» möchte und dafür den Multikulti- und Genderwahnsinn auf die Spitze treibt, ist leider Realität.

Statt aus echtem Holz und individuell hergestellt, kauft die heutige Generation lieber Möbel aus Spanplatten und Billigprodukte aus Osteuropa und Asien. Statt handwerklich und thematisch interessanten Gemälden hängen billig gerahmte Drucke an den Wänden. Das Verrückte daran ist, dass die Echtholzmöbel oder Originalbilder kaum teurer sind als die Massenprodukte. Und dazu kommt das Vergnügen, bei Auktionshäusern Trouvaillen aufzuspüren, die bereits Jahrhunderte überlebt haben.

Einzigartige Kunstwerke von oft nur in Fachzirkeln bekannten Künstlern verschwinden ins Ausland. Andere werden glücklicherweise gezielt von Schweizer Sammlern aufgekauft. Aber einige dieser traditionellen Sammler sind leider ins Alter gekommen, und ihr Ableben bedeutet meistens, dass ihre Sammlungen teils aus Desinteresse oder Platzmangel ihrer Nachkommen, teils auch wegen Erbschaftssteuern, über Auktionshäuser verscherbelt werden. Immerhin gibt es einzelne Segmente der Auktionshäuser, die in den letzten Jahren eine gewisse Renaissance erlebten, beispielsweise hochwertige Uhren, Vintage-Möbel oder Bilder und Skulpturen der «Neuen Sachlichkeit» (letzte Jahrhundertwende).

Früher oder später wird hoffentlich auch die heutige Generation realisieren, dass sie hochwertige Kulturgüter wie Perlen vor die Säue geworfen hat. Aber dann ist es wohl zu spät. Ins Ausland verkaufte oder vernichtete Kulturgüter kehren kaum je wieder in die Schweiz zurück.

Die Aussenhandelsstatistik zeigt zwar, dass die Schweiz seit 2007 für rund 3 Milliarden mehr Kunst und Antiquitäten eingeführt hat, aber die Statistik ist zu wenig differenziert, als dass man daraus klare Schlussfolgerungen ziehen könnte. Insgesamt wurden in diesen sechzehn Jahren für 31,4 Milliarden Kunst und Antiquitäten eingeführt und für 28,2 Milliarden exportiert.