Seit dem amerikanischen K.-O.-Punch gegen die Credit Suisse hat jetzt auch der letzte Finanzexperte seine Analyse zum Bankenknall des Jahres gegeben.

Und wir wissen es nun alle, die ehemalige Kreditanstalt streckt alle viere in den Himmel, weil sie sich im Konzert der Grossen im Investment-Banking verzockt hat. Und da wir alle Experten auf dem internationalen Kapitalmarkt sind, können wir auch ganz genau rekapitulieren, wie es dazu kam. Und wir können selbstverständlich auch präzis ermessen, wie hoch unser persönliches Risiko ist, an den rund 250 Milliarden Franken Garantie beteiligt zu werden, die der Bund dem Steuerzahler belasten kann, falls die UBS mit der CS eine zum Ende vergiftete Kröte gekauft hat.

Nun, ich gebe zu, ich bin der einzige Mensch, den ich kenne, der kein Experte in Sachen Investment-Banking ist. Ich will auch gar nicht ausrechnen, wie gross mein Anteil beim Begleichen der Rechnung sein wird, wenn es denn passieren sollte. Mein Taschenrechner streikt bei 250 Millionen, wenn ich 250 Milliarden eingeben will, sie durch 8.000.000 Schweizer teilen möchte …

Okay.

Ich habe vom Kapitalmarkt keine Ahnung.

Dafür habe ich eine Ahnung, was die politische Korrektheit verstecken will, wenn tausend politisch korrekte Experten diesen Banken-Crash erklären, den meines bescheidenen Erachtens aber wahren Grund kaum erwähnen.

Das gefallene Bankgeheimnis!

Ich denke, die einst so hervorragend qualifizierte CS konnte problemlos im Konzert der Grossen mitspielen, als die kleine Schweiz mit dem Bankgeheimnis noch einen Trumpf im Ärmel hatte, den zum Beispiel die Amerikaner, auch auf dem Kapitalmarkt eine Grossmacht, mit ihrem gigantischen Heimmarkt sowieso haben.

Als die Amerikaner dann den kleinen Schweizern das Bankgeheimnis ersatzlos strichen, nahm das Elend seinen Lauf.

Um als grosser Player weiterhin mitspielen zu können, kompensierten die Schweizer Banker, die für die fetten Boni im Gespräch bleiben wollten, das abstürzende Geschäft mit den gut versteckten und unversteuerten Milliarden damit, dass sie sich ins amerikanische Business des Investment-Bankings einmischen wollten.

Das muss man sich vorstellen: Hochnaive Schweizer, mit ihrem braven Jass gross geworden, setzten sich mit den Königen des Pokers an den Tisch, an dem das härteste Spiel der Welt ohne Limit, Anstand und Fairness gespielt wird, in dem jedes Blatt gewinnt, jedes Blatt verliert, nur der Spieler am Leben bleibt, der weiss, wann er aufstehen und ohne einen einzigen Blick zurück wegrennen muss («The Gambler», Johnny Cash).

Die Sache mit dem Bankgeheimnis kommt einem automatisch in den Sinn, weil sich offensichtlich die Geschichte zu wiederholen droht.

Mit der Neutralität.

Sie ist, politisch unkorrekt ausgedrückt, wieder so etwas wie das Bankgeheimnis.

Ein gewaltiger Vorteil für alle Schweizer, die nicht päpstlicher als der Papst sein wollen, das Mittel für das kleine Land, seinen Bürgern ein gutes Leben bieten zu können.

Doch wie das Bankgeheimnis vielen ein Dorn im Auge war, ist dem elitären Teil des Landes der Vorteil mit der Neutralität offensichtlich ein Horror.

Das Fazit: Als das Bankgeheimnis fiel, war, populistisch gesprochen, die erste dramatische Quittung der eben erfolgte Sturz der CS. Wenn die Neutralität Opfer der wohlgenährten und immer grösser werdenden Sektion der naiven Mitbürger wird, dürfte die Quittung allgemeiner sein.

Dann werden wir bald die Elite unseres Landes sehen, wie sie bei unseren letzten tapferen Bergbauen in die Lehre geht.

Kein lustiger Ausblick.