Der Bundespräsident ist in die Offensive gegangen. Er hat das Osterwochenende dazu genutzt, der Schweiz mitzuteilen, wie gut die Eigenossenschaft die Sanktionen umsetzt. «Wir sind nicht nur auf Kurs, wir gehören weltweit zu den Besten», sagt er in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF. Er meint damit auch die Blockierung und Beschlagnahmung russischer Gelder und Vermögen.

Dass die Schweiz, von wenigen Ausnahmen abgesehen, beschlossen hat, alle EU-Sanktionen gegen Russland mitzutragen und nebenbei die bewährte Neutralität ritzte, ist eigentlich schon schlimm genug. Muss sich der Bundespräsident jetzt auch noch öffentlich damit brüsten, dass wir bei der Jagd auf reiche Russen ein Musterschüler sind?

Was sind das für Signale an die Welt? Das ist keine gute Entwicklung für die Banken. Irgendwann wird auch der Krieg in der Ukraine vorbei sein. Mit wem werden wir danach noch Geschäfte abwickeln? Wer soll uns noch Geld anvertrauen, wenn wir uns ständig dem Diktat von EU und USA unterwerfen?

Der Westen ist nicht die ganze Welt. Wenn die Schweiz kein zuverlässiger Geschäftspartner mehr ist, dann wird sich das Big Business zwangsläufig in einen anderen Teil der Welt verlagern.

Mit Secondhandläden oder Dritte-Welt-Shops werden wir unseren Wohlstand dann sicher nicht halten können. Wir werden auch nicht in der Lage sein, die horrenden Kosten für Flüchtlinge zu stemmen. Vielleicht wäre es gut, wenn sich der Bundespräsident auch das einmal vor Augen hält, bevor er die Übernahme von EU-Sanktionen zur National-Tugend hochstilisiert.