Gestern drangen Hunderte wütende Demonstranten in brasilianische Regierungsgebäude ein. Sie forderten eine Militärintervention und den Rücktritt von Präsident Lula.

Dieser behauptet nun, Vorgänger Jair Bolsonaro habe die Invasion unterstützt. Er sagt: «Dies ist auch seine Verantwortung.»

Der abgewählte Ex-Präsident, der sich seit dem 30. Dezember in Florida aufhält, reagierte via Twitter. Dort betont er, dass friedliche Demonstrationen Teil der Demokratie seien. Weiter: «Plünderungen und Überfälle auf öffentliche Gebäude, wie sie heute, aber auch bei linken Protesten 2013 und 2017 stattgefunden haben, fallen jedoch nicht darunter.»

Damit ruft er den Protest 2013 gegen die Präsidentin Dilma Rousseff in Erinnerung, die in unzählige Skandale verwickelt war. Damals, vor der Fussball-WM in Brasilien, stürmten Demonstranten verschiedener politischer Couleur den Kongress.

Ähnliches Bild 2017: Da drangen aufgebrachte Polizisten in den Kongress ein, um die Vorsorgereform zu bekämpfen.

So bedauerlich die Ausschreitungen auch sind, Tatsache ist, dass dadurch die Regierung in der Vergangenheit oftmals zum Einlenken gezwungen wurde.

Heute ist es so, dass viele Menschen kein Verständnis für Lulas Rückkehr an die Macht haben. Dieser konnte sowieso nur antreten, weil seine Verurteilung 2021 über das oberste Gericht aufgehoben wurde.

Wer den Protest zum von Bolsonaro angestachelten «Sturm aufs Kapitol» hochstilisieren will, negiert die Geschichte eines Landes, das sich nur durch Proteste Gehör verschaffen mag.