«Mein Platz ist in Schleswig-Holstein …» Wahlgewinner Daniel Günther (48, CDU) kann schon mal präventiv die Platitüden-Stanze anwerfen.

Nach dem Machtkampf ist auch in der Union vor dem Machtkampf: All die Merkel-Modernisten, die sich in den letzten Monaten etwas mürrisch, aber still wegen des starken Basis-Votums hinter CDU-Chef Friedrich Merz (66) geschart hatten, wittern nun die Morgenluft der zwei Meere und hoffen auf Günther als nächsten Kanzlerkandidaten.

Dessen Erscheinung ist juvenil, gefälliger als der baumlange Merz, der beim Blick aus der Höhe sein Mittelhaar zeigt.

Und auch inhaltlich ist der Katholik Günther, der für den Gottesbezug in der Landesverfassung eintritt, ein raffinierter Taktiker. Er ist für die Ökologisierung der Landwirtschaft, aber zurückhaltend beim Ausbau der Windenergie, für den Familiennachzug von Migranten, aber gegen die doppelte Staatsbürgerschaft.

Und besonders wichtig: Verfechter der Homo-Ehe und offen für die LGBTQ-Bewegung.

Und weil auch Medien nichts lieber tun als Köpfe-Kegeln, dürfte die K-Frage kurz nach dem Laschet-Lapsus jetzt wieder im Raume stehen.

Ein anderer Akzent aus dem Zwei-Küsten-Land zwischen Nord- und Ostsee ist das Scheitern der AfD an der 5-Prozent-Hürde.

Der Anfang vom Ende? Gemach.

Im Osten ist die Partei noch stark und hält auch im Bund hartnäckig die 10-Prozent-Marke. Die konsequente Ausgrenzung auch bei der Postenvergabe im Bundestag schweisst die Anhängerschaft zusammen, als gesellschaftliches Sammelbecken der Frustrierten taugt sie auch wegen der Beobachtung durch den Verfassungsschutz nicht mehr.

Doch auch politisch Totgewünschte leben lange …

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.