Nach dem Fehlgriff, den sich die Jury letztes Jahr mit der Wahl von Kim de l’Horizons «Blutbuch» leistete, hat sie sich dieses Mal für einen würdigen Preisträger entschieden.

Mit der Novelle «Sich lichtende Nebel» von Christian Haller wurde am Sonntag im Theater Basel ein Buch von schöner Unaufgeregtheit ausgezeichnet. Eine der beiden Hauptfiguren ist der junge Physiker Werner Heisenberg, der 1925 in Kopenhagen seinen berühmten Kollegen Niels Bohr besucht. Dort entwickelt er die Grundlagen zu dem, was als «Unschärferelation» berühmt werden sollte.

Man braucht als Leser nicht so viel von Quantenmechanik zu verstehen wie der Autor, um seinen klaren Sätzen gebannt zu folgen. Können wir unserer Wahrnehmung trauen? Die Frage stellt sich auch der zweiten Hauptfigur des Buchs, einem pensionierten Historiker. Er erlebt in seinem Alltag die Unschärfe, die Heisenberg in den subatomaren Vorgängen entdeckt: Gewiss ist nur die Ungewissheit. Und dass dem 80-jährigen Christian Haller ein abgeklärtes Alterswerk gelungen ist.