Bereits während Corona war Hans-Jürgen Papier als Mahner aufgetreten. Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts kritisierte viele der Massnahmen. Man habe nicht richtig abgewogen zwischen dem Schutz vor dem Virus und den Grundrechten.

In einem Interview mit dem ZDF legt Papier nun nach. Die Gremien, die Entscheidungen getroffen haben, seien in der Verfassung gar nicht vorgesehen und seien «paralegal», also nebengesetzlich, gewesen. Das vom Volk gewählte Parlament habe sich aus dem ganzen Prozess herausgezogen.

Nun müsse eine Enquetekommission eingesetzt werden, um sicherzustellen, dass in Zukunft in vergleichbaren Fällen die demokratiestaatlichen Grundsätze gewahrt werden. Dabei handelt es sich um überfraktionelle Arbeitsgruppen im Bundestag.

Ein Untersuchungsausschuss sei der falsche Weg, weil dieser nach Schuldigen suche und die Spaltung in der Gesellschaft nur vergrössere. Jetzt gehe es darum, «zukunftsorientierte Strategien zu entwickeln».

Dennoch solle auch eine Enquetekommission «begangene Fehler oder getroffene Fehlentscheidungen aufdecken», um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Der Staat müsse künftig lernen, angemessen auf Notlagen zu reagieren und dabei Demokratie und Rechtsstaat weiter wahren.

Papier hatte bereits 2021 in der Weltwoche gesagt, der Staat entwickle «fast autoritäre Züge». Schon damals forderte er eine Aufarbeitung der «unverhältnismässigen Beschränkungsmassnahmen».

Die 3 Top-Kommentare zu "Der ehemalige Präsident des deutschen Bundesverfassungsgerichts will die Corona-Zeit aufarbeiten lassen. Die Einschränkung der Grundrechte sei zu rigoros gewesen. Die Entscheidungsgremien nennt er «paralegal»"
  • Bert aus Hamburg

    Sollte Deutschland den WHO-Pandemievertrag abschließen und noch mehr staatliche Souveränität aufgeben, damit also das Schicksal der Menschen in die Hände einer zweifelhaften und intensiv zu hinterfragenden Organisation legen, braucht es keine Kommission mehr. Vergessen wir nicht, dass es am 07.04.2022 im Bundestag den Versuch gab, das unveräußerliche Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit durch eine „Impfpflicht“ mit mRNA-Spikestoffen zu brechen. WHO-Pandemievertrag - Nein danke!

  • luiggi

    Warum nur hab ich immer nur das Gefühl, dass mich heisse Luft umweht, wenn ich irgendetwas von „Aufarbeiten“ höre oder lese?

  • tusnelda

    Der Staat hat autoritäre Züge zeigen dürfen. Tatsächlich haben breite Teile der Bevölkerung eine ungeahnte Machtfülle erlangt, selbst Bürgermeister von Kleinststädten, Amtsleiter, einfache Beamte, Lehrer konnten plötzlich ihre heimlichen sadistischen Gelüste ausleben. Andere wiederum waren genießerische Voyeure bei der Unterdrückung der Unangepassten. Das BVerfG hat sich als untauglich erwiesen, das üble Treiben zu stoppen. Es gab auch mutige Menschen, sogar in direkter Nachbarschaft.