Ob Winston Churchill das G-7-Resümee des deutschen Bundeskanzlers – «Alle haben sich untergehakt» – als Signal der Stärke herausgestrichen hätte, etwa nach einem der Alliierten-Kriegsgipfel in Teheran oder Jalta? Der neuen Gewichtsklasse der G-7 wird Olaf Scholz jedenfalls gerecht.
Vor einem halben Jahrhundert als Klub der weltgrössten Volkswirtschaften losgesprungen, landen die sieben Nationen als globaler Westen, als Erbwalter der verflossenen europäisch-amerikanischen Dominanz.
Zum ersten Mal seit zwei Jahrhunderten repräsentiert dieser Westen weniger als die Hälfte der Weltwirtschaftskraft; sein Anteil an der Weltbevölkerung liegt nur noch bei knapp über 10 Prozent.
Olaf Scholz’ zähe Bescheidenheit, seine Weigerung, für Deutschland den Status einer Führungsmacht einzufordern, verdienen in ihrer Ehrlichkeit Sympathie. Gleichzeitig erklären sie ein gutes Stück der russischen Dreistigkeit.
Einen Westen, der nur noch an seine Ideen glaubt und nicht mehr an die eigene Muskelkraft, werden weder Xi noch Putin respektieren.
Der schönste bayerische Himmel vermochte nicht zu übertünchen, wie buchstäblich lendenlahm dieser Westen sich im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts präsentiert.
Der Franzose angeschlagen, der US-Amerikaner annähernd greisenhaft, der schlumpfige Deutsche resigniert angesichts der Tatsache, dass Gesinnung und Haltung in seinem Land wichtiger sind als eine schlagkräftige Armee und eine pünktliche Eisenbahn.
Da blieb nicht einmal mehr die Kraft für ein eiskaltes Pokerface hinter schlechtem Blatt.
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Auch wenn der Westen weit unter seinen Möglichkeiten bleibt, so sollte seine Kritiker nachdenklich stimmen, dass 10% der Welt fast 50% von deren Wohlstand erwirtschaften und die übrigen 90% die andere Hälfte des Wohlstands. Übersetzt: die G7 sind neunmal so produktiv wie der Rest in Summe und das alles mit einem Greis, einem Schlumpf und einem angezählten Präsidenten, Premier an der Spitze. Unser System leistet also Hervorragendes, ganz ohne Diktatur. Wie? Das werden die Putins nie verstehen.
"ein gutes Stück der russischen Dreistigkeit"
Was das wirklich nötig, Herr Fasbender? Abgesehen davon, dass "der Westen" mindestens ebenso "dreist" ist wie der Osten, wenn man mit der Geschichtsschreibung nicht am 24.2.2022 beginnt: Was bringen diese ständigen Beleidigungen und Verunglimpfungen?
Die demonstrative Einigkeit und Harmonie kann gespielt sein, was ich persönlich hoffe, oder sie ist Ausdruck einer unsäglichen Ignoranz, die den meisten Menschen in Europa noch teuer werden könnte. Warum nur Europa ? Nun, dem Greise aus dem WH kann man wohl nicht mehr viel zutrauen, jedoch gibt es strategische Experten, die schon immer "America First" auf ihren Fahnen stehen hatten. So werden die USA keine Konstellation zulassen, die nicht gewinnbringend sein wird. Tip: Riecks Spieltheorie YT.
Riecks Beiträge aus der Spieltheorie verfolge ich regelmäßig und mit Gewinn (um im Jargon zu bleiben) - allerdings hat er sich bei den jüngsten Ereignissen vergaloppiert, als er noch Anfang/Mitte Februar einen russischen Angriff auf die Ukraine für unwahrscheinlich hielt... In einem späteren Video hat er diese falsche Vorhersage dann versucht zu analysieren - ebenfalls spielteoretisch. Der Mann hat was!