Auch Wochen nach seinem Auftritt sind die Journalisten wegen der «Wutrede» des Solothurner SP-Ständerats Roberto Zanetti vor Begeisterung noch immer ganz aus dem Häuschen. Seine «träfen Sprüche», so der Blick, entpuppten sich als Internet-Hit. Auf Instagram sei Zanettis Ausbruch bereits über 800.000-mal angeschaut worden. Was genau sagte der gefeierte Sozialdemokrat anlässlich der parlamentarischen Debatte über die Credit Suisse?

Roberto Zanetti nannte die Bankmitarbeiter «Bankster» und meinte wörtlich: «Ich habe sehr viel mehr Hochachtung vor einem ordinären Bankräuber, der nimmt ein beträchtlich höheres unternehmerisches Risiko in Kauf als all die Klugscheisser der Bahnhofstrasse und der Wallstreet.» Selbstverständlich nennen unsere Medien ein solches Votum eines solchen SP-Standesherren nicht «Gepolter». Denn gepoltert wird grundsätzlich nur rechts. Und sie nennen es auch nicht «populistisch». Denn Populismus gibt’s ebenfalls nur rechts.

Spatzen auf dem Miststock zwitschern am lautesten. Roberto Zanetti sass im Stiftungsrat des grössten Redsafe-Banksters, Bankräubers und Klugscheissers der Schweizer Geschichte, nämlich von Dieter Behring. Behring betrog weder an der Bahnhofstrasse noch an der Wallstreet. Sondern an der Basler Petersgasse. Zanetti liess sich von diesem Rendite-Grossmaul im Wahlkampf finanziell unterstützen. Genau wie die Basler Ständerätin Anita Fetz (SP). Die Stiftung, in der Roberto Zanetti und Anita Fetz Einsitz nahmen, hat entgegen dem Bankengesetz 88 verzinsliche Darlehen in Höhe von mehreren Millionen Franken teilweise in hochriskante Hedgefonds auf den Bahamas investiert.

Selbst in einer funktionierenden Demokratie mit kritischen Medien kann so etwas vorkommen. Es sollte aber nicht vorkommen, dass ein gewesener Stiftungsrat einer solchen Stiftung sich heute in den Medien abfeiern lässt, weil er einen ganzen Berufsstand pauschal als «Banksters», Bankräuber und Klugscheisser beschimpft. Denn eigentlich möchten wir Menschen nur zweimal reingelegt werden: in die Wiege und in den Sarg.