Wenn man nur ein Thema hat, muss man es hüten.

Die Grünen zum Beispiel, denen schon unter ihrem Frontmann Joseph «Joschka» Fischer (74) im Kosovo die pazifistischen Flausen ausgetrieben wurden, haben auch in der Ukraine als Kriegspartei keine Phantomschmerzen mehr.

Nur von der Fixierung auf das teuflische Atom können sie nicht lassen, wollen sie nicht als nackter Polit-Kaiser in die Geschichte eingehen. Und so darf dann das ganze Land einem schrägen Mummenschanz von vermeintlichen Machtwörtern beiwohnen, weil am Ende nur der Kanzler mit seinen Richtlinien ein letztes Fünkchen Kompetenz in die Obsession der Sonnenblumenpartei bringen konnte.

Denn die wollte partout das noch ausserordentlich gut mit Brennstäben bestückte AKW Emsland zum Jahresende vom Netz nehmen und damit die volle Lieferlast für die Stabilisierung der norddeutschen Netze ausgerechnet dem benachbarten Gaskraftwerk aufbürden.

Gas? Grübel. Da war doch was? Richtig: «Hamm wa nich. Kommt och nich wieder rin», wie der Berliner sagen würde. Und wenn, dann utopisch teuer.

Weil die Grünen das Ems-Aus aber auf ihrem Parteitag schon beschlossen hatten, musste der Kanzler am Montag ein Machtwort vortäuschen, das automatisch zum Bruch der Koalition geführt hätte, wenn es nicht mit Vizekanzler Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Lindner abgesprochen gewesen wäre.

Die Grünen können jetzt auf Scholz schimpfen, den unsinnigen Beschluss wieder einsammeln und weiter vom endgültigen Atom-Aus aller drei restlichen Meiler zum 15. April träumen.

Mit welcher Energie der Rest des Industrielandes Deutschland danach über die Runden kommt, können wir uns einstweilen an einer Sonnenblume abzupfen: Strom oder kein Strom! Das ist hier die Frage …

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.