In Deutschland sparen wegen der Inflation 16 Prozent der Bürger an regelmässigen Mahlzeiten, meldete eine grosse Boulevardzeitung.

Das wirft ein grelles Licht auf das, was Ökonomen vornehm «Verteilungswirkung der Inflation» nennen.

Die Geldentwertung greift besonders bei den Gering- und Mittelverdienern zu.

Der deutsche Statistiker Ernst Engel fand schon im 19. Jahrhundert die nach ihm benannte Methode, den Wohlstand von Bevölkerungsgruppen an dem Anteil des Einkommens zu messen, den jemand für Lebensmittel ausgibt. Bei Ärmeren, so Engel, liegt er deutlich höher als bei Gutverdienern.

Getrieben wird die Inflation in Deutschland vor allem durch Preise für die Güter, auf die niemand verzichten kann: Energie (im Mai 2022 plus 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und Lebensmittel (plus 8,6 Prozent).

Wer ohnehin schon überdurchschnittlich viel für das Lebensnotwenige ausgibt, den lässt der Kaufkraftverlust besonders schnell verarmen.

Wohlhabende, die vielleicht noch Immobilien besitzen, deren Wert in der Inflation steigt, kommen vergleichsweise glimpflich davon.

Eigentlich müsste der Kampf gegen die Inflation ein ur-linkes Thema sein, ist er aber nicht: Denn von der Geldschmelze profitiert vor allem der Schuldenstaat. Und der liegt Neolinken mehr am Herzen als alle Geringverdiener.

Aus Bürgern, die verarmen, werden ausserdem dankbare Klienten staatlicher Fürsorgemassnahmen.

Linke Politiker kämpfen also im Zweifel lieber für höhere Steuern als für eine solide Währung.