Gewiss, noch ist Nationalrätin Priska Seiler Graf nicht Regierungsrätin. Doch die Sozialdemokratin steht im Wahlkampf um einen Sitz in der siebenköpfigen Zürcher Kantonsregierung, der im kommenden Februar entschieden wird.

Umso eigenartiger ist das grobe Foul, ja die Blutgrätsche, die sich Priska Seiler Graf gegenüber einer möglichen künftigen Regierungskollegin leistet. Sie kritisierte, dass offene Lehrerstellen «erst in letzter Sekunde» hätten besetzt werden können. Dies habe allerdings nur geklappt, indem Menschen ohne entsprechende Ausbildung zum Unterricht zugelassen worden seien.

Was die Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Die Mitte) «als Erfolg verkaufen wollte» – so Priska Seiler Graf –, sei «in Tat und Wahrheit ein Versagen der Politik, welche den Lehrpersonenmangel und dessen Ursachen nicht ernst genug genommen und nicht ansatzweise ausreichende Massnahmen ergriffen hat».

Und sogleich schleimte sich die SP-Kandidatin bei den Lehrern ihres Kantons ein. Sie bat nämlich diese als «Direktbetroffene» (und potenzielle Wähler), ihre «Erfahrungen» und «Einschätzungen» bei einer Schulumfrage einzubringen, die «schnell und unkompliziert wirksame Massnahmen gegen den Lehrpersonenmangel» verspreche.

Die als Versagerin betitelte Bildungsdirektorin Silvia Steiner darf sich auf eine mögliche Regierungsratskollegin Priska Seiler Graf freuen. Diese hätte allerdings etwas Nachhilfeunterricht in Sachen Kollegialitätsprinzip nötig.