Mirage heisst das Vehikel, das die Stadt Zürich in diesen Tagen in die Ukraine liefert – und dies gleich achtfach. Schon bald sollen 27 weitere folgen.

Doch hier geht es nicht um Militärjets des gleichen Namens. Diese wurden in der Schweiz Ende des 20. Jahrhunderts stillgelegt und durch die F/A-18 ersetzt.

Die Rede ist von ausrangierten Zürcher Trams, die nicht mehr länger von Höngg ans Bellevue fahren, sondern den Menschen in der zentralukrainischen Stadt Winnyzja das Leben erleichtern sollen.

Die länderübergreifende Solidaritätsaktion ist die Fortsetzung einer Tradition: Bereits zwischen 2007 und 2009 betrieb Zürich in der Ukraine Tram-Recycling. Seither prägen die blauen Gefährte das Bild der 370.000 Einwohner zählenden Stadt Winnyzja.

Beim Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft klopfen sich die Verantwortlichen auf die Schultern. «Der Transport ist ein positives Zeichen für die Bevölkerung vor Ort – ein Hoffnungszeichen», sagt Projektleiterin Violette Ruppanner.

Der Zürcher Stadtrat Michael Baumer (FDP) schiebt nach: «Es freut mich, dass wir der dortigen Bevölkerung so Unterstützung in schwierigen Zeiten bieten können.»

So gut die Aktion gemein ist, so zynisch kann sie verstanden werden.

Während die (indirekte) Lieferung von Waffen und Munition aus der Schweiz an die Ukraine seit Wochen die politischen Instanzen beschäftigt und Bundesrat Berset in diesem Zusammenhang seinen Amtskollegen Kriegstreiberei vorgeworfen hatte, lässt man sich in Zürich von der verschärften geopolitischen Sicherheitslage nicht beirren und schickt ein paar Trams ins Kriegsgebiet.

Das nennt man wohl: antizyklische Symbolpolitik im Zeichen der bewaffneten und immerwährenden Neutralität.