Dass es in der Politik Sesselkleber gibt, ist bekannt. Die Kölner Stadträtin Nicolin Gabrysch von der Wählergruppe «Klimafreunde» nahm das etwas zu wörtlich.

Während einer Rede im Parlament, in der sie wie üblich das nahende Ende der Welt durch den Klimawandel verkündete, schmierte sie Klebstoff auf eine Hand und pappte sich am Rednerpult fest.

Dazu die pathetischen Worte: «Es kann und darf kein ‹Weiter so› geben, und deswegen sorge ich jetzt dafür, dass es zumindest hier und jetzt nicht wie üblich weitergeht.»

Das tat es aber dann nach wenigen Minuten dennoch. Die Kölner Ober-Bürgermeisterin Henriette Reker verkündete lakonisch, man habe mit einer solchen Aktion gerechnet. Und sie verwies auf das zweite Rednerpult, an dem die Sitzung weitergehen konnte.

Gabrysch lächelte in der Zwischenzeit selbstgefällig in die Runde. Danach befreite sie sich aus ihrer selbst gewählten Gefangenschaft. Sie hatte vorsorglich Lösungsmittel mitgebracht.

Die paar Minuten Ruhm, die sich die Parlamentarierin damit verschafft hat, müssen lange reichen. Es war nämlich ihre letzte Sitzung.

Zu verdanken ist das dem seltsamen Turnus der «Klimafreunde». Nach zwei Jahren im Amt macht man freiwillig dem Nächsten auf der Liste Platz. Damit möglichst viele Leute mal Stadtrat spielen dürfen.

Für Nicolin Gabrysch rückt Ngoc Gabriel nach. Deren Ziel in der Politik ist es, «dass man auch parallel die systemischen, strukturellen Hürden verändert, die oftmals Frauen oder Nicht-Männer demotivieren, mitzumachen.»

Frauen oder Nicht-Männer? Das könnte ähnlich unterhaltsam werden wie die Kleber-Aktion.