Vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine stellte Anthony Blinken eine bemerkenswerte These auf: Im 21. Jahrhundert, so der US-Aussenminister, gäbe es keine Einflusssphären mehr. Und schon gar keine russische in der Ukraine.

Das Bemerkenswerteste war, dass er ein Grinsen unterdrücken konnte, als er diesen Unsinn verzapfte.

Selbstverständlich gibt es Einflusssphären, so sicher, wie die territoriale Integrität Liechtensteins ein Schweizer Anliegen ist.

Die richtige Frage ist, wem die USA Einflusszonen zugestehen. Die richtige Antwort: vor allem sich selbst.

Dazu gehören die Salomonen-Inseln im Süd-Pazifik. Deren Regierung war so dreist, China den Besuch von Kriegsschiffen gestatten zu wollen.

Die USA sahen die eigene Sicherheit bedroht und entsandten ein Kanonenboot, pardon: eine Delegation. Man werde «entsprechend reagieren», wenn die Insulaner ihr chinesisches Techtelmechtel vertieften, so die Drohung.

Von Moskau in die Ukraine sind es 700 Kilometer, von Washington auf die Salomonen 13.500.

Merke: Moral ist gut, aber Doppelmoral so viel besser.