Wenn man in Brüssel jubelt, heisst es: Obacht!

Die Einigung zum «Gemeinsamen Europäischen Asylsystem», die jetzt von allen Ampel-Parteien gelobt wird, ist insofern ein Erfolg, als sie – entgegen den Wünschen von Grünen und Linken – nicht verwässert wurde. Eine wirkliche Lösung des Migrationsproblems ist sie dennoch nicht.

Die Regelung besagt, dass Migranten mit geringen Chancen auf Anerkennung (zum Beispiel aus Indien, Tunesien oder der Türkei) in Einrichtungen an den EU-Aussengrenzen ein besonders schnelles Asylverfahren (zwölf Wochen) durchlaufen und dann gleich von dort in ihre Heimatländer oder in Drittstaaten zurückgeführt werden sollen.

Was wird sich nach diesem «Durchbruch» ändern? Nichts.

Erstens gibt es weder die Einrichtungen noch das Personal noch die Bereitschaft von Ländern an den EU-Aussengrenzen, solche Zentren einzurichten. Der Aufbau dauert Jahre. Die bestehenden Lager in Griechenland funktionieren nicht.

Zweitens betrifft die Einigung lediglich einen kleinen Teil der ankommenden Migranten, deren Chancen auf Bleiberecht sehr gering sind. Experten gehen von 25 Prozent aus.

Drittens würde sie nur funktionieren, wenn man verlässlich vorsortieren könnte, wer aus solchen Ländern kommt. Das aber würde ein Grenzregime voraussetzen, bei dem man wirklich jeden Ankommenden kontrollieren könnte und alle Einreisenden ihre Papiere dabei hätten. In der Realität hat die Mehrheit der Migranten keine Pässe und käme deshalb für ein verkürztes Verfahren nicht in Betracht.

Viertens gibt es derzeit so gut wie keine Abkommen über die Rücknahme der Menschen durch die Herkunftsländer und in den meisten Fällen auch gar keinen Willen dazu.

Und fünftens würde das neue System nur dann funktionieren, wenn man die Einrichtungen hermetisch bewacht, damit sich die Insassen bei Ablehnung nicht selbst auf den Weg machen.

Mit anderen Worten: Eine kraftvolle Bemühenszusage, den Gestaltungsanspruch an den europäischen Grenzen geltend zu machen.

Man könnte auch sagen: Die gezielte Anscheinserweckung von Kontrolle.

Schon Matthäus (7, 20) wusste: An ihren Taten (Früchten) sollt ihr sie erkennen.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "EU-Asyl-Einigung: Fünf Gründe, warum sich nach diesem umjubelten «Durchbruch» nichts ändern wird"
  • oazu

    Der wichtigste Grund wird gar nicht genannt, wieso sich nichts ändern wird: das Heer von Linken in der Betreuungs-, Sozial- und Therapeuten-Industrie lebt von diesem Asylantenchaos, das ist wesentliches Wählersubstrat der Linken und Grünsozialisten.

  • Mike8049

    Solange die EU ihre Aussengrenze nicht schützen kann und will, bleibt halt nur die Symbol-Politik.

  • ClaudiaCC

    So zu tun, als ob man was täte, um aufgebrachten Bürgern Sand in die Augen zu streuen, genau darum geht es politischen Akteuren. Alles verlogene Pseudo-Aktivität! Schon vor Jahren verkündete die unselige Merkel eine "nationale Kraftanstrengung" zur Abschiebung illegaler Asylsuchender, alles gelogen! Weitere Millionen kulturfremde, unqualifizierte, meist ISlamisch fanatisierte "Flüchtlinge" wurden rein gelassen und leben hier immer dreister ihre (Un)Sitten! Und wir müssen sie zwangsfinanzieren!