Die Engländer lieben Frankreich – einfach ohne die Franzosen. Die Präsidentschaftswahl hat dieses Klischee wieder einmal bestätigt.

Mit Emmanuel Macron sind sie die letzten fünf Jahre denkbar schlecht gefahren. «The Europhile», nennen sie ihn abschätzig. Er gehörte während der Brexit-Verhandlungen zu den Scharfmachern in der EU, die den Briten bekanntlich nicht entgegenkommen wollten.

Im Fischerei-Streit zögerte Macron nicht, Militärboote aufkreuzen zu lassen, um französische Kutter zu schützen, die in britischen Gewässern wilderten. Und die Flüchtlingskrise am Kanal ist aus der Sicht Londons einzig wegen der Franzosen ungelöst.

Kommt dazu, dass sich Premierminister Johnson und Präsident Macron persönlich in tiefer Abneigung verbunden sind. Jetzt stehen also noch einmal fünf Jahre mit diesem lästigen Kerl an.

Doch wer glaubt, die Briten wären mit Marine Le Pen glücklicher geworden, täuscht sich.

Die gescheiterte Kandidatin mag noch so EU-kritisch sein, Akzeptanz hat sie auf der Insel nicht gefunden. Denn sie wurde vor allem als «nationalistisch» und wankelmütig wahrgenommen.

So machte sich die konservative Daily Mail lustig über sie, weil sie sich zuerst für ein Kopftuch-Verbot und dann wieder dagegen ausgesprochen hatte.

Dem Daily Telegraph graute davor, mit einer solchen «Nationalistin» geschäften zu müssen, die zudem das Geld wie eine Sozialistin ausgeben würde.

Der Kommentar gipfelte in der Erkenntnis, dass Marine Le Pen eine «nationale Sozialistin» ist.

Sollte sie diese Etikette als eine Verunglimpfung empfinden, läge sie exakt richtig.