Der Ritterschlag kommt von Michela Figini. Die 57-jährige Tessinerin, 1984 als 17-Jährige sensationell Abfahrtsolympiasiegerin und später zweimal Gewinnerin des Gesamtweltcups, sagt über Lara Gut: «Der Sieg im Gesamtweltcup zeigt, welch komplette Skirennfahrerin Lara ist. Und dass sie diesen Erfolg nach acht Jahren wiederholen kann, beweist auch ihre Beständigkeit. Man darf nicht vergessen: Lara debütierte im Weltcup im Alter von 16 Jahren – und heute ist sie noch immer an der Spitze dabei.»

Die Angesprochene steht an diesem Wochenende beim Weltcup-Finale in Saalbach im Fokus der Skiwelt. Mit dem Sieg in der Overall-Wertung und den Erfolgen in den Disziplinen-Weltcups in Riesenslalom und Super-G krönt sie eine herausragende Saison – und macht deutlich: Eine stärkere Skirennfahrerin gibt es derzeit weltweit nicht.

Dass Gut-Behrami den Gewinn des Abfahrtsweltcups im letzten Rennen verpasste und am Tag zuvor ihren Konditionstrainer nach Hause jagte, kann die Freude nicht trüben. Auch finanziell stiess die Tessinerin in den vergangenen Wochen und Monaten in neue Sphären vor: Allein an Preisgeldern gewann sie in dieser Saison 574.200 Fr anken. Bei einer reinen Fahrtzeit von 50 Minuten ist dies ein nicht zu unterschätzender Stundenlohn.

Lara Gut-Behrami ist ein Phänomen in der Sportwelt. Sie begann so früh mit dem Siegen, dass man heute das Gefühl hat, sie sei schon ewig dabei. Entsprechend beeindruckend ist ihr Palmarès. Mit dem Olympiasieg im Super-G 2022 und der Goldmedaille im WM-Riesenslalom 2021 in Cortina, dem dritten Podestplatz an jenen Titelkämpfen, schrieb sie eine ganz spezielle Geschichte. Damit gewann sie ihre achte WM-Medaille. Nur Pirmin Zurbriggen weist in der Schweiz eine noch bessere Bilanz (neun) aus.

Und trotzdem brandete Gut-Behrami auch aus den Schweizer Reihen immer wieder Neid und Missgunst entgegen. Denn wer unbeeindruckt den individuellen Weg geht, in einem Privatteam auf eigene Kosten fährt und sich um die Gepflogenheiten in der scheinbar heilen Welt der Skiromantik foutiert, mach sich verdächtig. Zwar spricht sie fliessend Englisch, Französisch, Deutsch (und Italienisch). Doch als Tessinerin wird sie bei Swiss-Ski gleichwohl oft als «Eindringling» wahrgenommen.

Doch letztlich sind es allein die Resultate, die zählen. Und die geben einer besonders recht: Lara Gut-Behrami. Die begnadete Technikerin, die im Fussballprofi Valon Behrami einen Seelenverwandten und in Norditalien eine zweite Heimat gefunden hat, kann sich auf eine goldene Overtime ihrer Karriere freuen. Bis zur nächstjährigen WM in Saalbach will sie ganz sicher weiterfahren – und vielleicht werden ja auch die Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina zum Thema. Dort hätte Lara Gut-Behrami ein doppeltes Heimspiel.

Die 3 Top-Kommentare zu "Hommage an Lara Gut-Behrami: Eine stärkere Skirennfahrerin gibt es derzeit weltweit nicht"
  • Eliza Chr.

    Herzliche Gratulation für Lara Gut und Odi ... Beide haben Superleistungen erbracht und während der ganzen Jahre wegen der harten Trainings viel Zeit dafür geopfert. Bravo! Es ist Lara zu gönnen, wenn Sie das Rennfahren aufgibt. Beiden wünsche ich viel Erfolg 🍀 für die Zukunft und bleiben Sie gesund.

  • marlisa.s

    Was für ein Unsinn! Lara Gut war schon vor dem Ausfall von Shiffrin auf dem gleichen Leistungsniveau, nämlich auf Platz 2 im Gesamtweltcup. Das sagte sogar Shiffrin, die im Gegensatz zu Ihnen die Leistungen ihrer Konkurrentin fair und neidlos würdigte!

  • herby51

    Spielt da der Neid mit?