Die erste Auslandsreise von King Charles III war nach Frankreich geplant. Sie fiel den Rentenprotesten zum Opfer. Emmanuel Macron, der Monarch im Elysee, gab sich hundert Tage Zeit, seine Gesellschaft zu befrieden. Am 14. Juli laufen diese ab.

Er reiste drei Tage nach Marseille. Als er kürzere Sommerferien forderte, protestierten die Lehrer. In Nanterre brachen derweil die Jugendkrawalle aus. Als Macron an die Eltern appellierte, schrien die Mütter tausendfach zurück.

Wie eine Königin winkte die Mutter des erschossenen Nahel beim von ihr angeregten marche blanche von ihrem Wagen. «Gerechtigkeit für Nahel» prangte von ihrem T-Shirt. Die Väter schweigen.

Einer immerhin war im Fernsehen zu sehen: Er entriss seinen Buben einer Demo und verfrachtete ihn in den Kofferraum.

Auch sein Kabinett ist Macron keine grosse Hilfe. «Wir werden sie hinter ihren IP-Adressen ausmachen», drohte der enervierte Justizminister Eric Dupont-Moretti den Plünderern. Das Einzige, was solche Auftritte deutlich machen, ist die Ohnmacht der Regierung.

Emmanuel Macron hat das marode Links-rechts-Schema zertrümmert. Es ermöglichte einst die Integration von Immigranten. Armenier und Polen wollten Franzosen werden. Die Italiener und Portugiesen wurden es auch – assimiliert.

Seit der Einwanderung aus den früheren Kolonien funktioniert das System nicht mehr. Hat der Bürgerkrieg der Kulturen begonnen?

Eine Aussöhnung wie mit dem jahrhundertelangen «Erbfeind» Deutschland hat es nicht gegeben. Doch auch die Freundschaft mit Deutschland ist einer Eiszeit gewichen. Die für Montag geplante Reise zu Kanzler Scholz hat Macron abgesagt. Der narzisstischste Präsident, den Frankeich je hatte, bleibt zu Hause.

Wohl aus gutem Grund: Im Laufe des Sonntagnachmittags hatte die Zeitung Libération gemeldet, dass in der Nacht in Angers, Chambéry, Lorient und weiteren Städten «rassistische, rechtsextremistische Banden» in den Kampf gegen die Aufständischen gezogen seien. Mit Baseballschlägern hätten sich «zum Teil vermummte Milizen» auf «antifaschistische Demonstranten» gestürzt, «ohne von der Polizei behelligt zu werden».

Immerhin: Laut Polizeiberichten schien sich die Lage am Sonntag zu entspannen.

Die 3 Top-Kommentare zu "In Frankreich tobt ein Krieg der Kulturen. Und was macht Präsident Macron?"
  • andy blauer

    Und plötzlich hat die Bevölkerung Frankreichs andere Probleme als den Klimawandel.

  • gonzo der grosse

    Ich denke die aktuelle Situation überfordert den Präsidenten mit dem Mutterkomplex.

  • MiG-63

    Aha! Auch in Frankreich ist das Thema der Kampf gegen rechts! Das hat man sich bei Deutschland abgeschaut , dem Vorreiter für Bürgernähe und effiziente Problemlösung in Europa. Hauptthema ist die Brandmauer gegen rechts. Wow. Das wird dann auch so gut rauskommen, wie in Deutschland. 🙈