ChatGPT erregte grosses Aufsehen: Hier wurde eine künstliche Intelligenz geschaffen, die auf Wunsch massgeschneiderte Texte erstellt. Der Chatbot verfasst auf Anfrage vollständige Artikel oder Buchkapitel zu beliebigen Themen.

Gerade Journalisten und Publizisten hatte diese Innovation in helle Aufregung versetzt: Wird unser Beruf jetzt durch Maschinen ersetzt? Braucht es uns noch? Das Schicksal dürfte es vorerst mit konformistischen Schreiberlingen weniger gut meinen als mit querdenkenden und hinterfragenden Skeptikern.

Gefragt, woher die künstliche Intelligenz denn überhaupt ihre Argumente beziehe, antwortete sie, dass ihre Quellen vor allem bekannte Medienhäuser und Regierungsverlautbarungen seien. Ja dann, viel Spass mit dem KI-Journalismus.

ChatGPT ist ausserdem kein ideologiefreier Informations-Lieferant, wie oft behauptet wurde. Auf die Anfrage hin, einen Artikel zu schreiben, warum Donald Trump kein Rassist sei, kam die Antwort, dass ChatGPT dies als neutrale KI nicht tun könne, weil man keine spezifischen politischen Ansichten promoten wolle oder ein Individuum nicht vor Rassismusvorwürfen verteidigen könne.

Auf die Anfrage hin, einen Artikel zu schreiben, weshalb Joe Biden kein Rassist sei, spuckte das Programm dann aber bereitwillig einen überzeugenden Beitrag aus. Künstlicher Schlaumeier.

«Ernie Bot» aus China und «Bard» von Google stehen bereits als Konkurrenten zu ChatGPT in den Startlöchern. Mehr Wettbewerb im Markt für künstliche Intelligenz kann kaum schaden.

Olivier Kessler ist Direktor des Liberalen Instituts und Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt von ihm erschienen ist «Wissenschaft und Politik: Zuverlässige oder unheilige Allianz?»