Pakte sind toll. Wer einen Pakt schliesst, der will sich zusammentun, zusammenhalten, gemeinsam Dinge angehen, solidarisch und verbindlich sein.

Bei politischen Pakten ist das etwas anders. Die können durchaus hinterhĂ€ltig sein, sich gegen Dritte wenden oder gar ÜbereinkĂŒnfte vortĂ€uschen, mit denen man den vermeintlichen Partner in Wahrheit ĂŒber den Tisch ziehen will.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat jetzt einen «Pakt fĂŒr Deutschland» vorgeschlagen, den er mit den BundeslĂ€ndern und der Opposition schliessen will fĂŒr die Modernisierung Deutschlands, fĂŒr mehr Digitalisierung, BĂŒrokratieabbau und schnellere Entscheidungen der Behörden.

Tolle Sache! Gnadenlos gut! Wer könnte dazu schon nein sagen?! Jeder, der noch ganz bei Trost ist.

Eine Regierung ist gewĂ€hlt, um zu regieren, Entscheidungen zu treffen, und nicht, um die anderen anzupumpen, damit sie die Karre vorwĂ€rtsziehen, fĂŒr deren Fortkommen dann die Regierung die Lorbeeren einheimsen will.

Wir wollen einmal davon absehen, dass man das Wort «Digitalisierung» ohnehin nicht mehr hören kann, weil es zu einer hohlen Politphrase und komplett folgenlosen BemĂŒhenszusage geworden ist. Einer Regierung, die nach der HĂ€lfte ihrer Amtszeit feststellt, dass nichts mehr geht im Land, und dann fĂŒr die Reparaturen nicht etwa selbst die Ärmel hochkrempelt, sondern Pakte mit denen schliessen will, die sie im Wahlkampf fĂŒr unfĂ€hig hingestellt hat, ist nicht zu trauen.

Pakte dieser Art waren eine Zeitlang auch in der Merkel-Ära modern, weil sie so schön harmonisch daherkommen, so schön nach grosser Tatkraft-Gemeinschaft klingen und stillschweigend einfach alle mit einbinden, die dann mittun sollen, den Mund halten mĂŒssen und nicht mehr meckern können, weil sie sich ja leichtsinnig ins gleiche Boot mit den Regenten gesetzt haben. Pakte, die den Wettbewerb aushebeln und Konkurrenz durch den grossen Kompromiss ersetzen. Pakte, mit denen sich jene, die eigentlich Verantwortung tragen, aus derselben stehlen. Pakte wie der scholzsche «Deutschland-Pakt».

Pakte, die man besser gleich wieder einpacken sollte.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Kanzler Scholz hat einen «Pakt fĂŒr Deutschland» vorgeschlagen. Was ist das? Und was will er damit?"
  • Marian

    Was will er damit? SprĂŒche klopfen, wie immer, wenn er keinen Dreifach-Wumms mehr bringen kann und die toten Pferde begraben sind, was solls ...

  • 😱◕‿◕😱

    Er arbeitet am Untergang einer einst erfolgreichen Nation! Darin ist er als Nachfolger der Schlepperkanzlerin, im Konsens mit allen Altparteien, noch erfolgreicher!

  • UKSchweizer

    "BĂŒrokratieabbau" ? Als erste Stufe wĂ€re schon gut in Deutschland (auch in der Schweiz) den rasanten BĂŒrokratieAUSBAU zu stoppen.