Ein lustiger Polit-Zirkus schlägt dieser Tage in Deutschlands Städten seine Zelte auf: Bei der CDU haben «Regionalversammlungen» wieder Frühlingskonjunktur.

Ganz gleich, ob in Münster, Pforzheim, Schkeuditz (Sachsen) oder Linstow in Mecklenburg-Vorpommern – eine fest Nummer hat CDU-Chef Friedrich Merz immer dabei: die «Brandmauer» gegen rechts und vor allem gegen die «rechtsextreme AfD».

«Für die Christlich Demokratische Union wird es mit dieser Partei an keiner Stelle der Bundesrepublik Deutschland eine parlamentarische Zusammenarbeit geben.» Nur mit einem solchen klaren Kurs seien Wahlen in ganz Deutschland zu gewinnen – das gelte auch in den drei Ostländern, rief Merz am Donnerstag mit grimmig entschlossenem Blick in die Mehrzweckhalle, wo zuvor an Schlagwort-Wolken fürs neue Grundsatzprogramm gearbeitet und die Basis gehört wurde.

Merz’ munteres Mauern-Mantra!

Eine Ansprache, die im Osten besonders wichtig ist, weil die AfD dort die Union immer wieder überholt und in Umfragen satte 30 Prozent einfährt. Dämonisieren und Ausgrenzen fällt hier besonders schwer, wenn jeder im Ort den Achim noch aus dem CDU-Ortsverband kennt. Besseres kann Linken und Grünen gar nicht passieren, als die Union immer wieder aus der satten bürgerlichen Mehrheit herauszuschneiden und Merz heilige Schwüre in Dauerschleife abzuverlangen. Um ihm dann freilich dennoch «Fischen am rechten Rand» vorzuwerfen.

So mauert sich die Union wohl auch in Zukunft weiter selbst ein entlang einer Brandmauer, die vom linken Lager gern knapp rechts neben der Mitte verortet wird. Die AfD bleibt für CDU/CSU eine feste Referenzgrösse, anstatt selbstbewusst darauf hinzuweisen, dass man eigene Themen aus eigener Überzeugung setze und sich um die Konkurrenz links und rechts nicht kümmere. Merz wird zum Getriebenen, der selber treibt.

Wie die Union einst erfolgreich den Keil ins linke Lager zwischen SPD und Linkspartei trieb, lässt sie sich nun ihrerseits von links die politische Agenda vorschreiben. Eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Frühling und ein furchtsamer Mauersegler noch keine Mehrheit.

 

Ralf Schuler ist Politikchef bei Rome Medien und betreibt auf Youtube den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch heisst: «Generation Gleichschritt» (Fontis-Verlag, Basel)

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Merz’ Mauern-Mantra: Wenn der CDU-Chef die AfD weiter so munter dämonisiert und ausgrenzt, jubeln am Ende Linke und Grüne"
  • Hasenfuß

    Nach dem Abgang von Merkel und dem Scheitern von Armin Laschet beruhte die ganze Hoffnung des traditionellen CDU-Lagers darauf, dass Friedrich Merz eine entschiedene Kurs-Korrektur weg von der linken Mitte einleiten würde. Seine erste "Großtat" war aber die Einführung einer Frauenquote. Danke, das war's. Für mich ist diese CDU auch weiterhin unwählbar.

  • Wolf Scheit

    "Christlich Demokratische Union." Na danke. Merz entspricht seiner Partei genauso, wie er selbst: Verlogen und verquer. Immer bestrebt, die einzige Alternative, die man als solche benennen kann, unterzubuttern. Warum haben "die" alle so große Angst vor der AfD? Ich weiss es natürlich. Aber dem Einzelnen passt das nicht ins Alterspensionskonzept. Auch dass Weidel nirgens eingeladen wird, ist wegen Angst. Die wissen, dass die klüger ist als die Moderatorer :-) (gut gegendert oder? :-) )

  • haiko

    Ich erinnere mich noch daran, wie Luftnummer Merz zu seinen Glanzzeiten im Bundestag von einer neuen Steuererklärung faselte, die "auf einen Bierdeckel" passen würde. Das Merkel hat ihm dann irgendwann entnervt die heiße Luft abgelassen. Ab zu Blackrock, ab in den Bundestag ... Heute passt sein intellektuelles und politisches Gewicht auf einen halben Bierdeckel - und für sein Gewissen ist da dann auch noch Platz.