Während in Cannes die Filmauswahl zusehends vom hypersensiblen Zeitgeist durchlöchert wird, bleibt das älteste Filmfestival der Welt cool: Im Programm seiner achtzigsten Ausgabe dürfen in Venedig (bis 9. September) auch auf die Abschussliste geratene Altmeister ihre neusten Werke zeigen: Roman Polanski (90), in Cannes im Mai abgeblitzt, führt die Schweizer Co-Produktion «Palace» vor, einen Film, den er im legendären Hotel in Gstaad (eröffnet 1913) gedreht hat.

Woody Allen (87), dessen Arbeit von der #MeToo-Debatte plattgemacht wurde und in Amerika kaum mehr zu sehen ist, geht in der alten Welt mit «Coup de chance» (mit französischen Schauspielerinnen und Schauspielern) an den Start.

Das französische Filmschwergewicht Luc Besson (64, «Le grand bleue», «Léon», «Taken»), der ebenfalls in den Sog von #MeToo-Vorwürfen geriet, ist im Wettbewerb mit «Dogman» vertreten.

Derweil liess sich die amerikanische Regielegende Michael Mann (80, «Miami Vice», «Heat») für einmal von der europäischen Automobilkultur verführen. Im Lido bringt er «Ferrari», die dramatische Geschichte des Firmengründers Enzo Ferrari (1898–1988) aus Modena, auf die Leinwand.

Die 3 Top-Kommentare zu "Mit Woody Allen gegen Cancel-Culture: Während in Cannes die Filmauswahl vom hypersensiblen Zeitgeist durchlöchert wird, bleibt das Filmfestival in Venedig cool"
  • anamnesis

    In "Fahrenheit 451" werden die letzten Bücher gerettet und auswendig gelernt. Für Geistesmenschen war die Welt öd und leer. Wir müssen sammeln, aufnehmen, auf Datenträgern sichern. Die Cancel-Banausen zerstören alles Große, vergreifen sich an Kunst. Was bleiben wird, ist langweilige Ödnis.

  • hk-schrader

    Woody Allen ist einer der größten Filmemacher…. … aber in Deutschland werden seine Filme nicht mehr synchronisiert… mit Allen-Bashing fühlt man sich hier moralisch hoch überlegen….

  • hingeschaut

    Woody Allen: "Ich weiß garnicht, was die Leute gegen Selbstbefriedigung haben - das ist immerhin Sex mit jemandem, den ich kenne,"