«Wir sind kein Polizeistaat», sagt Bundesrat Guy Parmelin im Blick. Den Anlass zum Zitat bietet ein Vorhaben, das schwer nach Polizeistaat klingt.

Maximal auf 19 Grad darf man seine Wohnräume nächsten Winter aufheizen, falls das Gas knapp wird. Warmes Wasser darf höchstens mit 60 Grad sprudeln.

Wer den Thermostat höher aufdreht, riskiert eine Freiheits- oder Geldstrafe.

Denn er verstösst gegen das «Landesversorgungsgesetz».

Das kann als Verbrechen statt nur als Vergehen gewertet werden. Auf Gfrörli wartet keine Ordnungsbusse, sie werden strafrechtlich verfolgt.

Wie will der Staat die Einhaltung kontrollieren?

Laut Parmelin mit «punktuellen Kontrollen».

Nachdem Polizisten während Corona mit 1,5 Meter langen Stangen unterwegs waren, um die Distanz zwischen Menschen zu überprüfen, gehen sie also schon bald mit einem Thermometer auf Verbrecherjagd.

Aber für Zufallskontrollen fehlt das Personal: Die Polizei wird wieder auf Tipps von übereifrigen Nachbarn angewiesen sein, die sich unter einem Vorwand Zugang in ein Haus verschaffen («mir sind die Eier ausgegangen»), die Temperatur überprüfen und danach Meldung erstatten.

Es wirkt, als wollte der Bundesrat mit aller Gewalt den Graben in der Gesellschaft, der durch die Corona-Massnahmen entstanden ist, erhalten.

Nachbarschaftsjagden auf Leute, deren Wohnraum auf 20 Grad geheizt ist, klingen jedenfalls nicht nach dem «einig Volk von Brüdern», das wir gemäss Rütlischwur sein sollen.

Aber immerhin liegt Geld drin. Es ist ratsam, sofort in die Aktien von Thermometer-Herstellern zu investieren. Denn einen Unterschied um 1 Grad dürften die wenigsten Leute einfach so erfühlen.