«Grossmutter, warum hast du so grosse Zähne …?» Das Verstellen ist für alle Geschichtenerzähler gewissermassen Kerngeschäft. Ganz gleich, ob Kreide fressen oder Mehl auf die schwarze Wolfspfote streichen – glauben müssen es das arglose Rotkäppchen oder die lieblichen Geisslein am Ende.

Bei der Wahlwerbung werden wir Wähler ähnlich liebevoll umschmeichelt. Die Grünen zum Beispiel haben zur Landtagswahl in Bayern jetzt einen ganz besonderen Enkel-Trick zur Kampagne gemacht. «Oma/Opa/Mama/Papa, bitte wähl für mich!», steht auf der jüngsten Plakat-Staffel. Das fehlende Apostroph bei «wähl’», geschenkt. Viel interessanter ist, dass uns hier zwei Buben und zwei Mädchen so fröhlich anschauen, als hätte der Kinderschokolade-Junge Geschwister gekriegt.

Und weil man ja die (spiess-)bürgerlichen Normalos abholen und zum Grün-Wählen («Alle Stimmen grün!») überreden will, ist der Nachwuchs so reinweiss wie Meister Proper und von der sonst so gern beschworenen multikulturellen Gesellschaft keine Spur.

Und wenn man schon Eltern und Grosseltern anbettelt wie klein Kevin die Mama vor dem Regal mit den Überraschungseiern an der Kasse (Och, bitte! Nur eins … !), dann hat die Agentur den diversen Grünen-Vortänzern auch noch klargemacht, dass die klassische Familie aus Mama, Papa, Oma und Opa eben doch der Normalfall und die Mehrheit ist und die sonst so gern gepflegte grüne Scheinwelt aus zig Geschlechtern, Trans, Inter, Metro, Halb- und Zwischensexuell für einen kurzen Moment mal aussen vor bleiben sollte.

Und weil man vermuten darf, dass die Kampagne nicht um Leihstimmen für die Kleinen wirbt, sondern gaaanz raffiniert die Botschaft senden will, dass nur die Grünen der Filialgeneration eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen, werden sicher reihenweise CSU-Stammwähler dem nörgelnden Nachwuchs zuliebe die AKW-Abschalter und Lastenradler wählen.

Könnte aber auch sein, dass die Grossmutter mit den grossen Zähnen sich keine Märchen erzählen lässt und einfach weiter die schwarzen Wölfe wählt. Wählen als infantiles Wunschkonzert gibt es dann doch noch nicht …

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Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "«Oma, bitte wähl für mich!»: Um die bürgerlichen Normalos abzuholen, ist auf den Wahlplakaten der Grünen keine Spur von der sonst so gern beschworenen Multikulti-Gesellschaft"
  • reining

    Billig. Erbärmlich. Verlogen. Grün halt.

  • dieter richter

    Wieso ist da kein Kind mit Hijab und sagt "Ey alter, wahl für misch"? Das würde doch der Realität von Millionen hier lebender entsprechen.

  • Käsesemmel

    Wer soll ernsthaft diese Zerstörer unseres Landes, seiner Wirtschaft und seiner Kultur wählen?