Dieser Text erschien zuerst im Magazin Emma.

Weiss das eigentlich jede Bürgerin, jeder Bürger?

Deutschland bereitet sich gerade aktiv auf den Krieg vor, auch innerhalb unseres Landes. Im Auftrag des Innenministeriums erstellte Generalleutnant André Bodemann gemeinsam mit 150 Experten (das Binnen-I können wir uns hier wohl weitgehend sparen) in den vergangenen zwölf Monaten einen «Operationsplan Deutschland». Dabei geht es um die «Zivilverteidigung». Denn, so der von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) befragte Generalleutnant: «Das kann die Bundeswehr allein nicht (stemmen), deswegen brauchen wir die Unterstützung der zivilen Seite.»

Zum Beispiel für den Fall, «dass sich etwa eine US-Division durch Deutschland in Richtung Osten bewegt, Tausende Fahrzeuge, Tausende Soldaten. Dann müssen die verpflegt werden.» Von Deutschen, wem sonst? «Wir brauchen dann maximale zivile Leistungserbringung.»

Sollen wir schon mal Kaffee kochen und Winken üben für die gen Osten ziehenden US-Soldaten? Die Unseren sind derweil, sagt der General, ja schon längst an der Front «gebunden».

Die 1000 Seiten des Generals werden demnächst veröffentlicht. Nicht vollständig, klar. Es wird ein «Erklärstück» geben. Darin wird man uns, dem Volk, erklären, wie wir uns in Kriegszeiten zu verhalten haben. Kein Scherz.

Das Volk kennt das schon aus dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918. Da hat es in überwältigender Mehrheit jubelnd mitgemacht. Selbst meine doch später so friedliebende Grossmutter gab «Gold für Eisen», ihren Jungmädchenschmuck für die Kriegskasse. Und mein damals 19-jähriger, doch so sensibler Grossvater wollte «allen Franzosen in die roten Hosen schiessen». Resultat: 17 Millionen Tote, darunter 2 Millionen deutsche Soldaten und die toten ZivilistInnen. Für nichts.

Und dann der Zweite Weltkrieg, 1939–1945. Auch da machte die Zivilbevölkerung überwiegend mit, während die Soldaten an der Front verreckten. Resultat: 70 Millionen Tote, darunter 6 Millionen Deutsche.

Und nun bereiten wir uns also diszipliniert auf den Dritten Weltkrieg vor? Im Ernst?

Der ist, sagt der General, nicht nur eine gesamtstaatliche, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Stichwort: «Operationsplan Deutschland». Der General freut sich schon «auf die tolle Aufgabe» und darüber, dass er bisher überall nur auf Zustimmung gestossen ist.

Bei den «16 Bundesländern und allen Bundesressorts». Und auch bei den «Blaulichtorganisationen, vom Roten Kreuz bis zur Polizei». Ebenso bei zivilen Unternehmen, «ob das nun der Hamburger Hafen ist, die Telekom oder die Deutsche Bahn». Sie alle «rennen mir die Türe ein». Hurra, endlich wieder Krieg!

«Es kommt am Ende auch auf jeden einzelnen Bürger, jede einzelne Bürgerin an», sagt Generalleutnant Bodemann. Das stimmt.

Es kommt auf jede und jeden an. Fordert jetzt Friedensverhandlungen! Sofort! Denn längst geht es nicht mehr nur um das Leben der Anderen, sondern auch um unser eigenes Leben.

Hier das «Manifest für Frieden» von Alice Schwarzer, Sahra Wagenknecht und Co. unterzeichnen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Operationsplan Deutschland: Ein 1000-Seiten-Plan des Innenministeriums sieht vor, die deutsche Zivilbevölkerung soll im (anscheinend erwarteten) Kriegsfall aktiv einbezogen werden. Zum Beispiel, wenn US-Divisionen durch Deutschland Richtung Osten ziehen. Die müssen ja verpflegt werden. Derweil sind deutsche Soldaten schon an der Front"
  • grinch 65

    Wacht endlich alle auf !!!

  • flip

    Es ist der Job der Militärs, bereit zu sein für "Krieg". So weit so normal. Wenn Krieg allerdings auch in der Politik/Bevölkerung zur Sehnusucht wird - dann gute Nacht.

  • x

    Die Besatzungsarmee soll sich aus dem besetzten Land ernähren. Auch darin nähern wir uns dem Mittelalter.