Wie hältst dus mit Amerika? Das ist eine der zentralen Fragen unserer Zeit. Wir haben zwei renommierte Autoren gebeten, ihre Überlegungen zum Verhältnis Europas zu den USA darzulegen. Der ehemalige Finanzminister und SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine sieht die transatlantischen Beziehungen auf einem Tiefpunkt. Die USA würden mit ihrer Machtpolitik einen heimlichen Wirtschaftskrieg gegen Europa, vor allem gegen Deutschland führen. Massive Wohlstandsverluste seien jetzt schon festzustellen. Europa müsse seine Geschicke endlich selber in die Hand nehmen. Anders beurteilt der Münchner Philosoph Alexander Grau die Lage: Er sieht in den USA und Europa eine Schicksals-Gemeinschaft. Falle der eine, werde der andere allein nicht überdauern. Im Rest der Welt würden die beiden Partner sowieso als Einheit gesehen. Wer die USA hasse, hasse auch uns. Der neuaufflammende Antiamerikanismus im Westen sei falsch. Wir verdankten unsere Freiheiten dem Schutzschild Amerikas. Seite 6 und 24

Der Mainzer Professor für Neueste Geschichte, Andreas Rödder, zählt zu den interessantesten Deutern des Zeitgeschehens. In einem brillanten Aufsatz beschreibt er, wie sich die politische Kultur der Bundesrepublik mehrfach gewandelt hat. Der Ölpreisschock von 1973 habe eine Phase des Fortschrittsglaubens beendet und eine Ära der Aufrüstung eingeläutet. Mit dem Fall der Mauer 1989 habe der Siegeszug des Neoliberalismus begonnen, der 2008 in der Finanzkrise zerschellte. Seither herrsche ein linksgrüner Zeitgeist vor, der sich zunehmend verabsolutiert habe. Diese Entwicklung habe massive Gegenkräfte mobilisiert, die spätestens mit dem Progrom der Hamas in Israel vom 7. Oktober 2023 an Deutungshoheit gewännen. Was kommt nach «Green Deal», Postkolonialismus und Diversität? Seite 18

Die Unfälle mit Boeing-Flugzeugen häufen sich. Die Rede ist von falsch gebohrten Löchern, lockeren Ruderbolzen, durchgebrannten Türstopfen — alles Fehler, die das Unternehmen nicht erkannte. Der Ruf des Unternehmens, dessen Ingenieurskunst einst mit dem Jumbo das Jet-Zeitalter einleitete, leidet. Wer ist verantwortlich? Aus Unterlagen geht hervor, dass der Bonusplan, mit dem die Firma CEO und Führungskräfte für die Steigerung des Gewinns und der Sicherheit belohnt, geändert wurde. Boeing werde, so steht es, «zwei weitere Schwerpunktbereiche» hinzufügen: «Klima sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI)». Nun hängen 25 Prozent der Entlöhnung von diesen Zielen ab. Und wenn Kader zwischen Klima, Minoritäten, Qualität und Sicherheit wählen müssen — was ist dann im konkreten Fall prioritär? Eine schwarze Ingenieurin einstellen oder Qualität sichern? Ein solcher Zielkonflikt kann Sicherheit und Leben der Passagiere gefährden, wie unser Autor Thomas D. Zweifel schreibt. Seite 32

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