Die historischen Ansprüche Chinas auf Taiwan, eine Insel, die etwas kleiner als die Schweiz ist, sind etwas dürftig; sie wurde erst 1887 eine Provinz der chinesischen Qing-Dynastie.

Neun Jahre später, nach dem Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg, trat China Taiwan mit dem Vertrag von Shimonoseki an das kaiserliche Japan ab. Die Bedeutung Taiwans für China nahm erst zu, nachdem sich der Kuomintang-Führer Chiang Kai-shek, der im chinesischen Bürgerkrieg von Mao Zedong besiegt worden war, 1949 dorthin zurückgezogen hatte.

Seitdem ist die Rückgabe Taiwans, das nur 130 Kilometer vom Festland entfernt liegt, das vorrangige aussenpolitische Ziel Pekings.

Beide Seiten akzeptieren den «Ein Land – zwei Systeme»-Unsinn.

Doch im vergangenen Jahr warnte Xi Jinping, die Wiedervereinigung mit Taiwan sei eine «historische Aufgabe, die erfüllt werden muss und definitiv erfüllt werden wird».

Xi sieht dies als sein Vermächtnis an.

Selbst ohne ein direktes Eingreifen der USA wäre es eine gewaltige Aufgabe, die mit Bergwäldern bedeckte Insel zu erobern. Gemäss einigen Schätzungen würde ein erfolgreicher Angriff zwei Millionen chinesische Soldaten erfordern.

Wenn der Westen eine chinesische Invasion verhindern will, muss er Taiwan weiterhin bis an die Zähne bewaffnen, weiterhin die Möglichkeit einer direkten militärischen Intervention andeuten und die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-wen schliesslich davon überzeugen, auf die von ihr angedrohte Unabhängigkeits-Erklärung zu verzichten.