Der Schweizer Mediziner Pietro Vernazza blickt in einem Interview mit der NZZ kritisch auf die Pandemie zurück.

Der 66-Jährige, eine der Stimmen während Corona, betont: «Die Angst war der entscheidende Faktor in der Pandemie.» Den Medien, Behörden, Politikern und Wissenschaftlern wirft er vor, dass sie aus Angst gehandelt und nicht rational entschieden hätten.

Die Wissenschaft habe sich früh auf die Haltung festgelegt, dass es strenge Schutzmassnahmen brauche. «Auch da war Angst im Spiel», so Vernazza.

Wissenschaftler seien auf Forschungsgelder angewiesen und hätten daher von hohen Zahlen an möglichen Todesfällen gesprochen, um Aufmerksamkeit und Geld zu bekommen.

Vernazza fordert mehr Diversität in Entscheidungsgremien, um abweichende Meinungen zu berücksichtigen.
Er ist der Meinung, dass die Schulschliessungen im März 2020 anfangs richtig waren, dann aber nichts mehr brachten.
Masken hätten zwar einen messbaren Effekt, «auch wenn dieser überbewertet wird».

Vernazza befürwortet rückblickend das Verbot von Massenveranstaltungen und eine Fokussierung auf Risikogruppen anstatt auf die Gesamtbevölkerung.

Er kritisiert auch den behördlichen Umgang mit der Covid-Impfung: «Ich fand es nicht korrekt, an die Solidarität zu appellieren bei einem Impfstoff, den man kaum kennt und bei dem man wusste, dass er nicht vor Übertragung schützt.»

Rückblickend würde sich der mittlerweile pensionierte Chefarzt vehementer für die Abgabe von Vitamin D und Steroiden einsetzen. Er selber habe auch die Impfung «euphorisch begrüsst». Dem Blick sagt er: «Auch da wäre ich heute vorsichtiger und würden den Zulassungsdaten nicht mehr so blauäugig glauben.»