Die G-7, das Bündnis der wichtigsten westlichen Volkswirtschaften, haben für Anfang Dezember einen Preisdeckel für russisches Öl angekündigt. Die exakte Höhe wird noch ermittelt, bei Rohöl angeblich zwischen 40 und 60 US-Dollar je Fass.

Lieferungen zu höheren Preisen sollen dann am internationalen Markt nicht mehr versicherbar sein.

Rund 90 Prozent aller Schiffstransporte von Öl und Ölprodukten werden versicherungstechnisch von Unternehmen in Grossbritannien und der EU betreut.

Seit Wochen versuchen US-Vertreter, Drittländer wie China und Indien auf eine gemeinsame Position einzuschwören.

Die russische Zentralbankchefin Elwira Nabiullina und der Vizepremier und frühere Energieminister Alexander Nowak haben bereits angekündigt: Russland werde nur solchen Ländern Öl und Ölprodukte liefern, die sich den Forderungen nach einem Preisdeckel für russische Lieferungen nicht anschlössen.

Gerade weil Europa mit dem möglichen Versicherungsboykott ein scharfes Schwert führt, gehört ein Lieferstopp zu den realistischen Szenarien.

Das allerdings würde den Ölpreis in die Höhe treiben.

Manches deutet darauf hin, dass beide Seiten sich auf das Tauziehen einlassen. Russland kann einen Lieferstopp verkraften, eine Zeit lang jedenfalls.

Der unabhängige russische Branchenexperte Dmitri Ljutjagin erwartet, dass Kunden wie China und Indien, auch wenn sie den Preisdeckel offiziell nicht übernehmen, ihn als Hebel bei Preisverhandlungen einsetzen. In jedem Fall werde die Kombination aus Lieferboykotten und Lieferrückgängen zu einem Defizit führen.

Für Europa prognostiziert er einen Winter, in dem «nicht nur der Gaspreis, der sich ohnehin auf einem historischen Maximum befindet, sondern auch der Ölpreis weiter steigt».