Es gibt kaum ein Thema, bei dem der Volkszorn dermassen hochkocht wie bei Politikergehältern.

Man kann das verstehen. Ein Schweizer Nationalrat bekommt etwa 137.000 Franken im Jahr überwiesen. Ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages ungefähr 174.000 Euro. Hinzu kommt noch eine Bürozulage in Höhe von etwa 140.000 Euro.

Ein deutscher Bundesminister verdient etwa 250.000 Euro, ein Schweizer Bundesrat 468.000 Franken.
Solche Spitzengehälter machen nicht immer gute Stimmung, insbesondere wenn die dafür erbrachten Leistungen zweifelhaft sind.

Besonders heikel sind hohe Gehälter bei linken Politikern. Der Verdacht, Wasser zu predigen und Wein zu trinken, liegt hier in der Luft. Champagner-Sozis hatten es daher schon immer etwas schwerer.

Allerdings ist die These, dass man selber arm sein muss, um sich für Arme einzusetzen, auch nicht überzeugend.

Dennoch überrascht es nicht, dass Medien und politische Gegner die Meldung über Sahra Wagenknechts zusätzliches Jahreseinkommen von knapp 750.000 Euro als Steilvorlage nutzen. Die hat sie im Jahr 2022 für Vorträge erhalten, vor allem aber für ihr letztes Buch, das auch noch den Titel «Die Selbstgerechten» trägt.

Doch die Kritik ist scheinheilig, insbesondere aus Politiker-Mund.

Denn natürlich verkauft Sahra Wagenknecht aufgrund ihres Prominentenstatus leichter Bücher als andere Autoren, aber das zu kritisieren, ist wohlfeil – niemand ist gezwungen, ihr Buch zu erwerben. Ihr Honorar ist das Produkt eines freien Marktes. Und das Geld öffentlichkeitswirksam zu spenden, wäre billiger Populismus in Reinform.

Nein, statt sich über Sara Wagenknechts Honorar aufzuregen, sollte man sich lieber Gedanken über die gängigen Bezüge, Diäten und Pauschalen unserer Abgeordneten machen. Für die kommt nämlich erzwungenermassen der Steuerzahler auf – und nicht irgendwelche freiwilligen Buchkunden.

Die 3 Top-Kommentare zu "Sahra Wagenknechts Nebeneinkünfte geben zu reden: Ist der mediale Shitstorm berechtigt? Oder bloss scheinheiliges Gezeter gegen eine unliebsame Politikerin?"
  • kmow

    Kluge Frau. Tolles Buch. Gutes Geld. Mehr davon!

  • ralph etzel

    Nein, das ist nicht anrüchig. Es ist mit Arbeit verdient. Unverdient waren Maskendeals und Lobbyzahlungen sowie Versorgungsposten für grüne Studienabbrecher. Das Bashing ist erst der Anfang. Wenn sie erst mal eine Partei gegründet hat, fliegen die Fetzen. Dann werden sich die Mainstreamjournalisten auf sie und ihre Partei stürzen. Die Messer werden schon gewetzt.

  • bernhardt

    Sahra Wagenknecht ist eine hochintelligente Politikerin. Im Gegensatz zu praktisch allen übrigen linken und grünen Politikern. Sie wurde in der DDR sozialisiert. Also steht sie auf einer etwas schiefen Plattform. Wichtig ist, wohin man geht. Nicht wo man herkommt.