Dass für das kommende Jahr krasse Erhöhungen der Prämien für die Krankenversicherung (KV) anstehen, das geisterte schon den ganzen Sommer über unter dem Stichwort «Prämienschock» durch die Medien.

Gestern wurde es amtlich: Gesundheitsminister Alain Berset gab bekannt, dass die Prämien 2023 im Durchschnitt um satte 6,6 Prozent steigen.

Gewiss trägt Berset als Gesundheitsminister für diese Prämienrunde eine Mitverantwortung. Ihm ist in den letzten Jahren kein grosser Wurf in der Gesundheitspolitik gelungen, mit dem sich die Kosten spürbar und auf Dauer senken lassen. Die vielen kleinen Reförmchen produzierten zudem häufig zusätzliche Akteure, welche die Ausgaben weiter in die Höhe getrieben haben.

Die steigenden Krankenkassenprämien sind aber auch eine Folge steigender Nachfrage: Es ist erstaunlich, dass in einem reichen Land, dessen Einwohner bei jeder Gesundheitsbefragung grossmehrheitlich angeben, es gehe ihnen gesundheitlich gut oder sehr gut, dennoch immer stärker medizinische Leistungen nachgefragt werden.

Nur: Den effektiven Preis einer bezogenen Leistung zahlt ohnehin fast niemand.

Fast die Hälfte der Bevölkerung bezieht heute Krankenkassen-Subventionen. Durch höhere Selbstbehalte lassen sich die Prämien ebenfalls senken. Von den eigenen Beiträgen lässt sich der tatsächliche Preis von bezogenen Leistungen also kaum mehr ablesen.

Wahrscheinlich rennen darum viele für jedes Bibeli sofort in die erstbeste Notfallstation.

Wir werden deshalb auch in Zukunft mit steigenden KV-Prämien leben müssen, egal, wie viele Revisionen uns noch zugemutet werden. Wir sollten uns ausserdem langsam von der Illusion verabschieden, dass in einer reichen Volkswirtschaft mit einer alternden Bevölkerung die Gesundheitskosten sinken.