Der junge Mann ist an Coolness kaum zu überbieten. Da steht der 21-jährige Berner Dominic Stricker im grössten Spiel seiner Karriere, kämpft gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas schon rund vier Stunden – und beim letzten Seitenwechsel sitzt er vergnügt auf seinem Stuhl, nimmt einen Schluck Wasser und trällert dann «I Wanna Dance with Somebody» von Whitney Houston in die TV-Kamera. Das Lied war über die Lautsprecher als Stimmungsmacher eingespielt worden – ganz zur Freude von Stricker.

In diesem Moment wurde aus Stricker wieder der jugendliche Himmelsstürmer aus Grosshöchstetten, der seinen Gegnern mit dem wunderbaren Variantenreichtum und einem unbestechlichen Antizipationsvermögen die Sinne raubt – und das Publikum zum Strahlen bringt. In New York hatte der Berner die Fans spätestens im fünften Satz auf seiner Seite.

Sein spielerisches Potenzial ist schlicht grandios. Dies musste auch Tsitsipas erleben. Während sich der Top-Ten-Mann auf seine Vorhand fixierte, spielte Stricker die Winner regelmässig auch mit der Backhand. Sein Aufschlag ist noch nicht so zerstörerisch wie der seines Gegners, aber im entscheidenden Moment kann er ihn so dosieren, dass er zu einer effizienten Waffe wird.

Am Schluss – Whitney Houston hatte ausgesungen und Stricker seinen Gegner ausgespielt – sagte Stricker in perfektem Englisch beim Platzinterview: «Ich bin grad etwas sprachlos und weiss nicht, wie ich das geschafft habe – aber dieser Sieg macht mich super happy.»

Die Schweizer Tennisfans freuen sich auf Freitag. Dann tritt Dominic Stricker erstmals an einem Grand-Slam-Turnier zur dritten Runde an.

Die 3 Top-Kommentare zu "Sensationserfolg von Schweizer Tennis-Juwel: Dominic Stricker schlägt am US-Open erstmals einen Top-Ten-Spieler"
  • Osi

    Der junge Mann hat gestern Abend (CH Zeit) wahrlich Freude gemacht. Abwechslungsreiches Tennis vom Feinsten. Bravo. Körperlich muss er aber noch robuster werden, wenn er mit einem austrainierten Alcaraz mithalten will. Da gibt es noch Potential nach oben.

  • Bobby42

    Sie spechen sein unbestechliches Antizipationsvermögen an. Sein Vater war ein Tischtennis-Spitzenspieler. Bei diesem viel schnelleren Spiel ist die extreme Reflexionsfähigkeit die Basis für den Erfolg. D. Stricker hat früher sicher viel TT gespielt und diese Reflexionsfähigkeit ins Tennis übernommen. Seine Überlegenheit in diesem Bereich war frappant und das musste er auch gespürt haben. Seine Ruhe und Körpersprache deuten daraufhin. Auf dieser Grundlage wird er weiterhin viel Freude bereiten!

  • Vogellisi

    Ja er hat wahrlich jeden Ball und Aufschlag von Tsitsipas retourniert! Leider gingen noch zu viele ins Netz, wenn er diese Fehler noch besser in den Griff kriegt, steht uns ein neuer Roger Federer bevor, hurra :-) !