Es gibt Zitate, die entlarven sich selbst. Und es gibt Zitate, die entlarvt der Zeitpunkt. Ganz böse wird es aber, wenn Inhalt und Zeitpunkt auf perverse Art zusammenfallen.

So geschehen ist es der Soziologien Eva Illouz in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitschrift Die Zeit. Sie wünsche sich den «totalen Sieg», schreibt die Wissenschaftlerin in markigstem Tonfall. Ihre Begründung: Sie wünsche sich einen totalen und vernichtenden Sieg der Ukraine über Russland, weil Russland nicht verhandeln werde und weil Russlands Kriegsverbrechen geahndet werden müssten.

Das alles ist schon schlimm genug und entlarvt sich selbst. Denn wer es schafft, einen totalen Sieg über Russland heraufzubeschwören, eben weil Putin nicht zögern werde, Atomwaffen einzusetzen, der sollte besser noch mal einen Moment nachdenken. Und weshalb noch mal Hunderttausende sterben sollen, um Kriegsverbrechen zu bestrafen, man also Menschenleben opfert, um das Opfern von Menschen vor Gericht zu bringen, leuchtet auch nicht ein.

Endgültig diskreditiert sich die Forderung nach dem «totalen Sieg» jedoch aufgrund eines historischen Zufalls. Denn es ist ziemlich genau achtzig Jahre her, dass am 18. Februar 1943 Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in seiner berüchtigten Rede im Berliner Sportpalast ebenfalls den «totalen Sieg» forderte. Und dieser totale Sieg sollte mittels eines totalen Krieges erfolgen, «totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können»?

Totaler Krieg, totaler Sieg. Es ist erstaunlich, in welch ein Denken und in welch ein Vokabular sich sogar reflektierte Gemüter hineinsteigern. Eva Illouz beschäftigt sich vor allem mit der Soziologie der Emotionen. Ihre eigenen hat die Wissenschaftlerin offensichtlich nicht im Griff.

Die 3 Top-Kommentare zu "Soziologin Eva Illouz wünscht sich den «totalen Sieg» der Ukraine über Russland. Es ist erstaunlich, in welch ein Vokabular sich sogar reflektierte Gemüter hineinsteigern"
  • johannes b.

    Glücklicherweise teilen die meisten Deutschen nicht diese "Emotionen" und jeder der es tut, bitte in die Bahn setzten, hinfahren und mit kämpfen für den "totalen Sieg".

  • Hasenfuß

    In den meisten Redaktionsstuben der deutschen "Leitmedien" weht der Zeitgeist linksgrün, in diesem Fall wohl eher links-braun.

  • Betrachtung

    Wie kann man einen totaleren und radikaleren Krieg fordern, als wir ihn uns heute vorstellen können ? Ist das nicht hochgradig therapiebedürftig ?