Auf einer ganzen Seite feiert der Tages-Anzeiger die 33-jährige Sedina Delic-Tanovic unter dem Titel «Wir Frauen müssen uns wehren!». Die Leistung dieser SP-Frau besteht darin, dass sie «mit aller Macht» Druck auf Schweizer Kinoveranstalter, Gemeinden und Polizei ausübte, um die Vorführung eines ihr missliebigen Films zu verhindern.

Es geht um die Produktion «Republika Srpska – Der Kampf um die Freiheit» des kanadisch-serbischen Regisseurs Boris Malagurski. Der Tages-Anzeiger hat es tunlich unterlassen, die bosnische Aktivistin Sedina Delic-Tanovic zu fragen, ob sie den Film überhaupt gesehen habe.

Leider hatte der Druck der bosnischen und albanischen Organisationen Erfolg. Manche Kinobetreiber liessen sich einschüchtern und zeigten den Film nicht, es gab sogar Gemeinden, die ihn verboten haben.

Die wohlorganisierte Zensur trug einen traurigen Sieg über die verfassungsmässige Meinungsfreiheit davon. Im Vorfeld stellte die Tagi-Autorin Anielle Peterhans mir als Weltwoche-Journalisten und ehemaligem Politiker einige Fragen, woraus sie dann einen einzigen Satz zitierte.

Darum sei nachfolgend das ganze Interview wiedergegeben:

Tages-Anzeiger: Wieso versteht Ihrer Meinung nach die SVP die Serben richtig?

Mörgeli: Mir ist aufgefallen, dass die Serben in der Schweiz und auch sonst vielerorts mit Vorurteilen konfrontiert werden, die den Tatsachen nicht entsprechen. Diese Überheblichkeit, die nicht selten sogar in Hass umschlägt, hat unselige Wurzeln in einem eigentlichen Dünkel der Westeuropäer gegenüber den Slawen ganz allgemein. Wir neutralen Schweizer sollten uns von dieser verbalen Prügelei radikal distanzieren, denn sie ist ungerecht und führt zu nichts Gutem.

Tages-Anzeiger: Welche Beziehung pflegen Sie zu den Serben in Bosnien?

Mörgeli: Ich war noch nie da und kenne niemanden, der dort lebt. Aber ich kenne Serben und bosnische Serben, die in der Schweiz wohnen. Es sind liebenswerte, tüchtige und offene Menschen, die hier – in ihrer zweiten Heimat – ihr Bestes geben und die Schweiz genauso lieben wie ich selber.

Tages-Anzeiger: Wieso nahmen Sie an den Feierlichkeiten im Februar zum Jubiläum der Republika Srpska teil? Von wem wurden Sie eingeladen?

Mörgeli: Ich wurde von den Organisatoren eingeladen zum Dank für eine von mir verfasste Titelgeschichte in der Weltwoche über die Geschichte der Serben und die vielfältigen Beziehungen, welche zahlreiche Schweizer mit ihnen verbinden.

Tages-Anzeiger: Der Feiertag ist in Bosnien verboten. Welches Bild vermitteln Sie als Politiker, der diesem Feiertag beiwohnt?

Mörgeli: Meines Wissens war die Feier zum 30. Jahrestag des Bestehens der Republika Srpska in der Stadthalle Dietikon nicht verboten, sodass jeder Schweizer Politiker hätte teilnehmen dürfen. Diese Republik geht auf die Verträge von Dayton zurück und ist völkerrechtlich anerkannt. Es gab an dieser Veranstaltung nur frohe Gesichter, viel eindrückliche Kultur und feines Essen, aber ganz gewiss keine Aufrufe zur Spaltung und zu Feindschaft.

Tages-Anzeiger: Auch der bosnische Botschafter Boro Bronza nahm an den Feierlichkeiten teil. Bronza, als Vertreter aller Bosnierinnen und Bosnier in der Schweiz, nimmt jedoch an Feierlichkeiten der kroatischen oder bosniakischen Community nicht teil. Was ist Ihre Meinung dazu?

Mörgeli: Ich kann dem Herrn Botschafter unmöglich vorschreiben, an welchen Anlässen er teilnimmt und an welchen nicht. Aber ich kann mir wünschen, dass der Tages-Anzeiger einigermassen sachlich über die Vorgänge in Bosnien, Serbien und in der Republika Srpska schreiben würde. Das ist aber eindeutig nicht der Fall, möglicherweise, weil der Berichterstatter über Südosteuropa aus dem Kosovo stammt.