«Aufhören!», riefen Zuschauer schon vor der Pause. Das war ihre Reaktion auf die Neuinterpretation von Mozarts «Zauberflöte» am Opernhaus Kassel. Wobei eine kleine Gruppe auch Applaus spendete.

Angekündigt war ein «partizipatives Musiktheater nach der gleichnamigen Oper». Mit «partizipativ» war gemeint: Das Publikum durfte zwischendurch entscheiden, ob es eine traditionelle oder eine moderne Fassung sehen wollte.

Gewünscht wurde von den zahlenden Gästen die Original-«Zauberflöte». Zum Dank gab es ellenlange Erklärungen einer Darstellerin darüber, welche furchtbaren Auswirkungen das gleich haben würde. Die Operngäste wollten wirklich ein veraltetes Frauenbild auf der Bühne sehen?

Die sogenannt traditionelle Umsetzung bestand dann laut der Zeitung Hessische/Niedersächsische Allgemeine in einer übertrieben klischiert-kitschigen Darstellung. Ganz so, als wollte man das Publikum für seine Entscheidung beschämen.

Um bei den schwer belehrbaren Zuschauern doch noch etwas Umerziehung zu erreichen, wurde danach eine vertonte Diashow zur Geschichte des «Blackfacing» eingeblendet. Was auch immer das in der «Zauberflöte» verloren haben soll.

Man nehme das Publikum offenbar als «erziehungsbedürftig» wahr, schreibt die Zeitung, und traue es diesem nicht zu, zwischen der Entstehungszeit der Oper im 18. Jahrhundert und der Gegenwart unterscheiden zu können.

Es bleibt die Frage: Wenn das Opernhaus ein modernes Frauenbild zeigen und ein Zeichen gegen Blackfacing setzen wollte, warum hat es sich nicht für eine eigene Produktion entschieden? Warum das Werk von Mozart dafür verstümmeln?