Man muss die Verteidigungsministerin aber auch mal in Schutz nehmen.

Dieses ganze Thema mit der Armee und so ist schon ziemlich kompliziert: Der Flugabwehrkanonen-Panzer Gepard sei gar kein Panzer, hat Christine «ich hab’s nicht so mit dem Militärischen» Lambrecht (56, SPD) jetzt im Bundestag gesagt.

Er habe zwar auch «Rohre» und sei auch schwer, sei aber «dafür da, Infrastruktur zu schützen, dadurch, dass er dann mit diesem Rohr in die Luft schiesst».

Das mit den Rohren ist fein beobachtet. Da zahlt sich eben aus, dass Lambrecht jeden Tag zur Arbeit ins Ministerium kommt, sich viele Soldaten ansieht und das eine oder andere liest.

Die Flugabwehrkanonen des Gepard sind auf einer selbstfahrenden Lafette montiert, und diese ist selbstverständlich gepanzert. Dünnblech ginge auch, wäre aber unpraktisch.

Was Lambrecht meint: Es ist kein «Kampfpanzer». Stimmt. Und Rammstein ist auch kein Truppenstandort, sondern eine ziemlich erfolgreiche Band, und deren Titel «Feuer frei» («ein Funkenstoss in ihren Schoss, ein heisser Schrei, Feuer frei») kein Schiessplatz-Kommando, sondern ziemlich versaut.

Die Dinge sind einfach kompliziert.

Besonders wenn man nebenbei noch regieren muss.

Deshalb haben sich auch noch andere Kolleginnen von Lambrecht unter die Top drei im Ausbildungs-Kabinett der Bundesregierung qualifiziert: Bundesumweltministerin Steffi Lemke (54, Grüne) zum Beispiel fand illegale Strassenblockaden von Klebekindern ganz okay, obwohl das Wort «illegal» da einen versteckten Hinweis auf den Status solcher Aktionen hätte geben können.

Und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD) empfahl kurz nach Amtsantritt Querdenkern, doch irgendwo anders zu demonstrieren, wo es weniger stört.

Ein mega-kreativer Ansatz in Sachen Demonstrationsrecht von der Verfassungsministerin.

Nur eine Probezeit gibt es da leider nicht.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.