Am Mittwoch orientierte Bundespräsident Ignazio Cassis im Nationalrat über die Jahresziele des Bundesrates.

Und da der FDP-Bundesrat auch Aussenminister ist, drehte sich die Debatte hauptsächlich um das Thema, wie die Beziehungen mit der EU künftig gestaltet werden sollen.

Der Tessiner gab dabei unter anderem folgende Erklärung ab: «Als Teil der europäischen Wertegemeinschaft will die Schweiz ebenfalls die bestehende Zusammenarbeit in aussen- und sicherheitspolitischen Fragen vertiefen sowie allfällige weitere Kooperationen eingehen», gab Cassis zu verstehen.

Bei diesen Worten sträuben sich einem fast schon die Nackenhaare.

Die EU nimmt den Krieg in der Ukraine nämlich als günstige Gelegenheit wahr, ihre eigene Militarisierung schneller und effektiver voranzutreiben. Und wir wollen hier auch noch mitmachen?

Es ist eine Tatsache, dass sich die einstige Wirtschaftsgemeinschaft EU immer stärker zur Militär- und Sicherheitsallianz wandelt, seit die frühere deutsche Verteidigungs-Ministerin Ursula von der Leyen den Vorsitz der Europäischen Kommission übernommen hat. Seit Russland die Ukraine angegriffen hat, ist sie erst recht nicht mehr zu bremsen und handelt, als wäre sie von einer Art Kriegshysterie-Virus infiziert.

Erst vor wenigen Tagen hat von der Leyen die EU-Staaten aufgefordert, den Ukrainern Kampfpanzer zu liefern. Man muss nicht Carl von Clausewitz gelesen haben, um sich auszumalen, dass Waffenlieferungen Kriege in der Regel verlängern.

Noch schlimmer: Kurz darauf erteilte die EU-Kommissionspräsidenten politischen Forderungen nach einem Waffenstillstand eine öffentliche Abfuhr.

Nein, Herr Bundespräsident, das sind nicht Werte, welche die Schweiz mit den EU-Staaten teilt. Unsere umfassende Neutralität verlangt, dass wir uns aus allen Auseinandersetzungen und Kriegen raushalten.

Unser Land muss eigene Visionen und Positionen zum geopolitischen Geschehen entwickeln. Wir können nicht die Sicht jener übernehmen, die sich jeden Tag ein bisschen tiefer in den Ukraine-Konflikt verstricken.

Das bedeutet: Abstand halten zu Organisationen wie EU und Nato – sowohl institutionell als auch sicherheitspolitisch.