Ein zynischeres Timing kann man sich nicht denken.

Seit dem Attentat auf den Schriftsteller Salman Rushdie war noch kein Tag vergangen, da publizierte The New Yorker online einen Artikel aus dem Jahr 2017, der Cat Stevens huldigte.

Die Pop-Ikone aus den späten 1960er und 1970er Jahren trat später zum Islam über und nahm den Namen Yusuf Islam an.

Bösartig ist das Timing, weil der Konvertit 1989 lautstark die Forderung nach Rushdies Tod unterstützt hatte und damit die mörderische Intoleranz gegenüber Andersdenkenden unterstützte.

Später bestritt er zwar, die Fatwa befürwortet zu haben. Er sei missverstanden worden und den inquisitorischen Fragen der Journalisten nicht gewachsen gewesen.

Er versuchte sich aus der Affäre zu ziehen. Aber seine Aussagen sind dokumentiert, in gedruckter Version und als Video.

Es war kein einmaliger Lapsus: In einer britischen Fernsehsendung antwortete Yusuf Islam alias Cat Stevens später auf die Frage, ob er an einer Demonstration teilnehmen würde, bei der ein Bildnis von Rushdie verbrannt wird.

Seine Antwort: «Ich hätte gehofft, dass es sich dabei um den echten Rushdie handeln würde.»

Was die Redaktion des New Yorkers dazu getrieben hat, den Artikel über den Fatwa-Befürworter Yusuf gerade jetzt nochmals zu verbreiten, ist unbekannt.

Entweder war es Unwissen über die blutrünstigen Aussagen der Ex-Ikone – oder zynische Geschmacklosigkeit.