Russlands Ölpreis hat erstmals seit Einführung westlicher Sanktionen die Deckelung von 60 US-Dollar pro Barrel überschritten. Dies berichtet das Wall Street Journal.

Die Entwicklung markiert einen Sieg Russlands im Kampf um Einfluss auf den globalen Ölmärkten und wirft gleichzeitig Fragen über die Wirksamkeit der Sanktionen auf.

Die USA und ihre Verbündeten hatten den Preisdeckel im Dezember 2022 beschlossen, um Russland wegen des Krieges in der Ukraine finanziell zu schwächen. Gleichzeitig sollte sichergestellt werden, dass dennoch weiter russisches Erdöl auf den Markt kam. So hoffte man, weltweite starke Preisschübe zu verhindern.

Bislang hatte die Obergrenze insofern Wirkung, als Russlands Ölexport-Einnahmen zurückgingen – im letzten Monat auf etwas mehr als die Hälfte des Vorjahresniveaus, wie die Internationale Energieagentur mitteilte. Dies habe Auswirkungen auf das russische Haushaltsdefizit und die Staatsfinanzen.

Dass Russland erstmals den Preisdeckel durchbrochen habe, sei ein Indiz dafür, dass der Kreml Anpassungen vorgenommen habe, um den wirtschaftlichen Druck zu mindern, schreibt die Zeitung. So könne Russland mehr Geld einnehmen und die Auswirkungen der Sanktionen abschwächen.

Ein weiterer Faktor, der zu den gestiegenen Ölpreisen beigetragen hat, sind die Produktionskürzungen durch die sogenannte Opec+, ein Bündnis von Ölproduzenten, dem auch Russland angehört. Darüber hinaus hat die hohe Nachfrage in Asien, wo russische Produzenten saudische Lieferanten verdrängen, den Öl-Exporten zusätzlichen Auftrieb verschafft.

Die erhöhten Ölpreise könnten auch darauf hindeuten, dass Russland seine Anstrengungen verstärkt hat, eine unabhängige Flotte von Tankern aufzubauen, die von den Sanktionen nicht betroffen ist, schreibt das Wall Street Journal. Dies könnte dazu führen, dass die westliche Einflussnahme auf Russlands Ölexporte abnimmt.

Unklar bleibt, wie effektiv die Sanktionen tatsächlich sind, da es Berichte über Umgehungsversuche und Schwierigkeiten bei der Durchsetzung gibt. Kritiker argumentieren sogar, dass die Preisdeckelung ursprünglich zu hoch angesetzt wurde und eine Senkung erforderlich ist, um den wirtschaftlichen Druck auf Russland zu erhöhen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Wall Street Journal: Russland trotzt den westlichen Sanktionen und verkauft sein Öl über der Preisobergrenze"
  • Mad Maxl

    So viel zur Wirksamkeit dieser naiven Sanktionen ! Russland schaden sie nicht sondern nur der naiven EU. Von den USA so gewollt ? Da darf sich jeder seine eigene Meinung darüber bilden ;-)

  • beograd

    Es ist ganz klar, dass die Russen die Wall Street jedes Mal nach ihrer Meinung fragen werden, hahahahaha...bei uns ist seit 2 Tagen 95 Benzin von 18.20 heute auf 19.10 gesprungen. Das bedeutet, Russen haben die Erlaubnis nicht eingeholt. Wie währe es mit Sanktionenpaket 42.2?

  • tusnelda

    Je größer die Differenz des gedeckelten Preises zum Weltmarktpreis ist, um so größer wird der Anreiz für Händler und im Zweifel Schmuggler kreative Wege zur Umgehung zu finden. Je länger Russland durchhält, umso unabhängiger und effizienter wird sich sein Rohölhandel entwickeln. Außerdem verursachen die Sanktionen in Russland selbst einen Angebotsüberhang mit Niedrigstpreisen, die Nachfrager zu kreativen Verwertungen animieren, ich fantasiere z. B. Stahlschmelzen mit ölbetriebenen Hochöfen .